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Besetzte Gebiete in Ukraine : Ein Sieg für Putin soll es sein

Lässt sich angebliche Befreiung Mariupols erklären: Russlands Präsident Putin am Donnerstag mit Verteidigungsminister Schojgu Bild: AFP

Die russische Propaganda lässt vermuten, dass der Kreml Pseudoreferenden in frisch besetzten Gebieten der Ukraine vorbereitet. Zugleich lässt sich Präsident Wladimir Putin als Friedensstifter inszenieren.

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          Nur noch zweieinhalb Wochen sind es bis zum „Tag des Sieges“ von 1945, der in Russland auch in diesem Jahr groß gefeiert werden soll. Schon länger verbreiten westliche Geheimdienste, Präsident Wladimir Putin wolle den Russen bis dahin einen substanziellen Erfolg im „militärische Spezialoperation“ genannten Krieg gegen die Ukraine vorweisen. Dafür könnte der Kreml das südukrainische Cherson ausgewählt haben. Die Stadt hatte vor dem Krieg knapp 290.000 Einwohner und ist bis heute die einzige ukrainische Gebietshauptstadt, die russische Truppen seit dem Überfall Ende Februar neu erobern konnten.

          Friedrich Schmidt
          Politischer Korrespondent für Russland und die GUS in Moskau.

          Wer dieser Tage den russischen Staatssender NTV einschaltet, sieht aus dem schon Anfang März eroberten Cherson Bilder, die an die Besetzung der Halbinsel Krim und an die Ausrufung der „Volksrepubliken“ von Donezk und Luhansk vor acht Jahren erinnern. Der Tenor der Berichte ist, dass sich nach Wirren, an denen ausschließlich Ukrainer schuld seien, allmählich eine neue, russische Ordnung einstelle. So heißt es, Verkäufer auf den Märkten von Cherson stellten sich darauf ein, Produkte nicht mehr gegen ukrainische Hrywnja, sondern gegen russische Rubel zu verkaufen. Die russischen Soldaten hätten „Hoffnung“ gebracht, sagt der Sprecher. Zitiert wird ein Vertreter einer „militärisch-zivilen Verwaltung des Chersoner Gebiets“, die offenbar die ukrainischen Behörden ablösen soll. Der Mann freut sich in die Kamera, dass jetzt wieder Verbindungen auf die Krim und nach Russland geknüpft würden. Gezeigt wird am Ende eines Beitrags eine rote Flagge der Sowjetunion: Russische Nationalgardisten hätten das „Banner des Sieges“ von 1945 über der Stadt gehisst.

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