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Königshaus in der Krise : Eine Seifenoper namens Windsor

  • -Aktualisiert am

London feiert im Juni den 93. Geburtstag von Queen Elizabeth II. mit einer Militärparade. Bild: Reuters

Das britische Königshaus befindet sich in einer heiklen Übergangsphase. Die Vorwürfe gegen Prinz Andrew stellen nun das Konzept der Familienmonarchie gänzlich in Frage.

          7 Min.

          In einer karikaturhaften Szene aus der jüngsten Staffel von „The Crown“ ist die königliche Familie rund um den Fernseher versammelt. Hinter dem Gerät steht eine Filmmannschaft. Ihre Kameras sind auf die steife Runde fixiert. Sie drehen den Dokumentarfilm, „Royal Family“, der mit dem Blick in den Alltag der Königin und ihrer Familie das Image der Monarchie verjüngen sollte durch die Darstellung ihrer Mitglieder als normale Menschen. Wir sind wohl im Jahr 1968. Die Serie nimmt es mit den Fakten nicht immer so genau, aber der Film wurde im Juni 1969 ausgestrahlt und markierte einen Meilenstein in der Geschichte der Monarchie. Vor dem Hintergrund der jüngsten Ereignisse im Königshaus gewinnen die Fragen, die er damals aufwarf und die in „The Crown“ zugespitzt thematisiert werden, an frischer Aktualität. Wie normal dürfen die Royals sein?

          Gina Thomas
          Feuilletonkorrespondentin mit Sitz in London.

          In einem früheren Bild der Episode von „The Crown“ versucht Prinz Philip die Verwandtschaft für das Projekt zu gewinnen. Es gelte, der Öffentlichkeit zu zeigen, „wie hart wir alle arbeiten, welchen Wert wir haben, wie sehr wir die Steuergelder verdienen“. Lord Snowdon, der Ehemann von Prinzessin Margaret, stärkt ihm den Rücken. Der Film sei wie eine dieser Naturdokumentationen. „Bloß dass wir diesmal die vom Aussterben bedrohte Art sind“, wirft seine Frau spitz in die Runde. Während die Familie sich später mit langen Gesichtern für die Kameras in Szene setzt, betritt Prinz Philip den Raum. Ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden, teilt Prinzessin Margaret ihrem Schwager in sarkastisch abgehacktem, gelangweiltem Ton mit, „wir werden beim Fernsehen gefilmt. Die Menschen könnten uns zuhause auf ihren eigenen Fernsehgeräten beim Fernsehen zuschauen. Damit wird wirklich ein neuer Tiefstand der Banalität erreicht.“

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