Im Schlafzimmer ausspioniert
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Maati Monjib am 28. Oktober 2015 in Rabat Bild: AFP
Unter immer neuen Vorwänden geht Marokko gegen Regimekritiker vor. Politische Prozesse werden als gewöhnliche Gerichtsverfahren getarnt, Journalisten mit Rufmordkampagnen überzogen.
Die Sorge um Maati Monjib wächst. Anfang März hat der marokkanische Professor im Gefängnis von Al Arjat einen Hungerstreik begonnen. „Er ist Diabetiker und leidet an einer Herzerkrankung. Seine Gesundheit und sein Leben sind in Gefahr“, warnt die Organisation „Reporter ohne Grenzen“. Ein Gericht in Rabat hatte den 60 Jahre alten Regimekritiker Ende Januar wegen „Gefährdung der Staatssicherheit“ und „Betrugs“ zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und einer Geldstrafe von 1400 Euro verurteilt. Monjib sieht andere Gründe dafür. „Meine system- und polizeikritischen Schriften und meine Menschenrechtsaktivitäten sind die Ursache für meine Verfolgung“, sagt der angesehene Afrikanist. Gut zwanzigmal war sein Prozess seit 2015 verschoben worden. An der Urteilsverkündung konnten dann weder er noch sein Anwalt teilnehmen. Seit Ende Dezember ist Monjib in Untersuchungshaft, weil er in einem weiteren Verfahren der Geldwäsche beschuldigt wird.
Monjibs Unterstützer beobachten schon seit einiger Zeit einen Kurswechsel der Behörden: Sie „tarnten“ politische Prozesse als gewöhnliche Gerichtsverfahren, kritisiert das Komitee, das sich für die Freilassung des Professors einsetzt. Stattdessen werde Anklage wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten, Ehebruch und Vergewaltigung erhoben. Die Inhaftierung von Aktivisten und unabhängigen Journalisten wegen „fragwürdiger Anschuldigungen“ moniert auch die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“. In Wirklichkeit gehe es wohl oft um politische Motive.
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