Wo die Angst regiert
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Brutaler Alltag: Familienangehörige in Honduras säubern säubern eine Gasse vom Blut eines Mordopfers. Bild: Picture-Alliance
Die meisten Migranten, die über Mexiko in die Vereinigten Staaten wollen, kommen aus Honduras. Sie wollen dem Elend und der Gewalt entfliehen und nehmen dafür alle Risiken auf sich.
Muncho brauchten sie nicht zu überzeugen. Im Alter von zwölf Jahren nahm er in seinem Schulrucksack Kleider mit, um sich auf dem Schulweg seiner Uniform entledigen zu können. Mit einem Funkgerät stellte er sich an eine Ecke und hielt Wache. Drei Jahre später tötete er zum ersten Mal einen Menschen. „Das erste Mal war schwer, doch dann wurde es normal“, sagt er. Heute, im Alter von zwanzig Jahren, leitet Muncho einen Sektor für „Barrio 18“, eine der größten Banden in Zentralamerika. Sie kontrollieren ganze Wohnviertel, handeln mit Drogen, werben Jugendliche an, entführen, erpressen, morden. Muncho hat seine Morde nicht gezählt. Einige machten Schlagzeilen, zum Beispiel, als er eine angebliche Verräterin mit der Machete aufschlitzte. Doch darüber spricht er nicht.

Korrespondent für Lateinamerika mit Sitz in São Paulo.
Muncho leitet den Sektor „La Planeta“, einen der Randbezirke der honduranischen Stadt San Pedro Sula. Es handelt sich nicht um eine Armensiedlung, wie man sie aus Lateinamerika kennt, sondern eher um ein Viertel der unteren Mittelschicht mit kleinen Holzhäusern, einigen Läden, viel Grün. Die Gegend erscheint friedlich am späten Nachmittag. Leute sitzen draußen, in der Nachbarschaft wird Fußball gespielt. Wenn man es nicht wüsste, merkte man nicht, dass man gerade das Hoheitsgebiet von „Barrio 18“ betreten hat. In San Pedro Sula beherrscht die Bande mehrere Viertel und konkurriert mit fast einem Dutzend anderer Banden.
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