Bleibt der osmanische Korsar im Hafen?
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Das türkische Forschungsschiff Oruç Reis im Hafen von Antalya Bild: EPA
Soll die EU die Türkei mit Sanktionen belegen, weil sie in einem von Griechenland beanspruchten Teil des östlichen Mittelmeers nach Öl- und Gasverkommen sucht? Die EU-Staaten sind in dieser Frage gespalten.
In Brüssel richten sich gerade viele Augen auf ein türkisches Forschungsschiff: Was macht die Oruc Reis? Bleibt sie im Hafen von Antalya, oder läuft sie wieder aus? Und falls sie bleibt: Ist das der Einstieg in Verhandlungen zwischen Griechenland und der Türkei über die umstrittenen Energieressourcen und Seegrenzen im östlichen Mittelmeer? Mit dem Schiff, das seit dem 10. August den Meeresboden in der von Griechenland beanspruchten Wirtschaftszone erkundet hatte, war die jüngste Eskalation in der Region verknüpft. Es wurde von etlichen Kriegsschiffen begleitet, die Griechen fuhren ihre Flotte auf, zwei Fregatten kollidierten sogar. Am vorigen Sonntag kehrte die Oruc Reis nach Antalya zurück.
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sprach daraufhin von einem „Schritt in die richtige Richtung“, der „uns etwas Hoffnung macht, dass er zu weiteren Schritten Richtung Dialog führen wird“. Der Spanier bemüht sich seit Wochen darum, eng abgestimmt mit Außenminister Heiko Maas in Berlin. Als die EU-Außenminister dort Ende August über weitere Sanktionen gegen die Türkei diskutierten, standen beide auf der Bremse. Sie drohten zwar damit, machten aber deutlich, dass sie zuerst dem „Dialog eine Chance geben“ wollten. Bis zu einem Sondertreffen der Staats- und Regierungschefs sollte auf allen Kanälen eine Entspannung zwischen Athen und Ankara ausgelotet werden. Jetzt ist die Frist fast vorbei; am Donnerstag kommen die Regierungschefs nach Brüssel. Dann geht es grundsätzlich darum, wie Europa seine Beziehungen zur Türkei ausrichtet. Dialog oder Sanktionen, Annäherung oder Konfrontation – das sind die Optionen. Beide Seiten stehen „an einem historischen Scheideweg“, wie Borrell es formulierte.
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