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Ein Jahr Krieg : Wenn die Männer in Särgen kommen

Vier Familien, vier Männer, die fehlen: Daria, Switlana und Anastasija Samoilowa, Switlana und Oksana Tschumak, Olha Dschedschora (vorne, von links), Olha und Maksym Tutow (hinten) Bild: Daniel Pilar

Als Putin seinen Überfall begann, standen die Ukrainer Schlange, um ihr Land zu verteidigen. Jetzt kommen die Toten heim. Die Menschen kämpfen weiter, aber in den Dörfern hinter der Front ist die Stimmung ernst, teils auch verbittert.

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          Von Weitem hört man den Leichenwagen kommen. Sie bringen Wolodymyr. „Die Fahnen dahin­“, sagt Leutnant Slawik an der Dorfeinfahrt. „Die Kapelle hierher.“ Leutnant Slawik heißt eigentlich Jaroslaw Hawjanetz, und er ist der Chef des Wojenkomat, also des Kriegskommissariats in Monastyryska. Das ist das Städtchen zwei Täler weiter. Er ist ein wichtiger Mann geworden, seit Krieg ist: Der Offizier, der die Soldaten einzieht. Aber weil er von hier ist, nennen ihn trotzdem alle nur Slawik. Und Wolodymyr, den sie jetzt bringen, das war der Tischler Stadnytzkij. Er hatte zwei Kinder, eine Frau, eine alte Mutter und einen Garten mit Enten. Sein Haus steht hier in Korschowa, einem Dörfchen in den Hügeln vor der Stadt. Das Haus ist frisch verputzt, denn mit Korschowa ging es langsam auf­wärts, bevor die Russen kamen.

          Konrad Schuller
          Politischer Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

          Jetzt ist Wolodymyr tot. Seit den Kämpfen um Cherson im letzten September war er vermisst. Im November fan­den sie seinen Körper, im Januar be­stätigten die Ärzte: Er ist es.

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