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Boris Johnson im Interview : „Ääääh...“

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Glaubt vieles, weiß das meiste aber nicht: Boris Johnson Bild: AFP

„Ich glaube, also, äh... –“: In einem desaströsen Radiointerview blamiert sich der britische Außenminister Boris Johnson bis auf die Knochen. Und Großbritannien fragt sich: War es das mit seinen Ambitionen?

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          So dürfte sich ein hochrangiger Politiker selten bei einem Interview blamiert haben: In einem Radiogespräch mit der BBC wurde der britische Außenminister Boris Johnson zum Regierungsprogramm von Theresa May und der Thronrede der Queen am Mittwoch in London befragt. Doch statt kompetent Auskunft zu geben, verhaspelte sich Johnson, kam ins Stottern, suchte hilflos in seinen Unterlagen und fand darin alles, nur keine Antworten.

          In dem Interview fragt der Radiomoderator Eddie Mair Johnson, was die Regierung dagegen tun wolle, dass Schwarze von der Justiz diskriminiert und deutlich härter angegangen würden als Weiße. „Es gibt Maßnahmen, glaube ich, in dem Gesetzentwurf, der, glaube ich, einige von diesen Dingen behandelt“, stottert Johnson und sucht offenbar angestrengt in seinen Unterlagen. „Ich glaube, wir denken vor allem an Maßnahmen, um...-“ – Johnson seufzt laut – „...warten Sie eine Sekunde..-“ Mehr kommt nicht, das ist die Antwort des britischen Außenministers auf die Frage.

          Der Moderator, schon sichtlich genervt, fährt fort und fragt jetzt, was die Regierung für die Verbesserung des britischen Gesundheitswesens tun wolle – ein Thema, das schon im Wahlkampf für große Debatten gesorgt hatte. Johnson antwortet: „Was wir im Gesundheitssystem verbessern wollen, ist ein besseres Verständnis, und um auf Ihre erste Frage zurückzukommen...-“

          „Warum beantworten wir die Fragen nicht in der Reihenfolge, in der ich sie Ihnen stelle“, sagt der Moderator dann, hörbar aufgebracht. „Das ist kein Sketch hier, Sie können nicht einfach die vorletzte Frage beantworten.“

          „Ich glaube, also, ähm...–“

          Auch bei der Frage des Moderators, was die Regierung tun wolle, um mehr Arbeiterkinder in die Universitäten zu bringen, kommt Johnson ins Stammeln – und lieber schnell wieder auf ein anderes Thema. „Nun, ähm, wir wollen unter anderem gute Schulen für jeden und größere Investitionen in den Schulen, ähm – das Wichtigste in der Thronrede der Königin war die weitere Unterstützung des wirtschaftlichen Wachstums.“

          Johnsons ahnungsloser Auftritt wurde in Großbritannien mit großer Häme bedachtt. „Dieses Interview war vielleicht kein Autounfall, aber sicher ein Fahrradunfall“, schrieb „Times“-Kolumnist David Aaronovitch auf Twitter. Andere schrieben, der BBC-Moderator Eddie Mair habe mit Johnson gespielt wie eine Katze mit einer Maus, die sie gefangen habe. „Das war das schlimmste Politiker-Interview aller Zeiten“, ätzte auch der frühere britische Vize-Premierminister John Prescott (Labour).

          Und ein anderer Twitter-Nutzer schrieb: „Das schlimmste Interview eines Politikers mit Ambitionen auf den Posten des Premierministers, das man je gehört hat. Boris Johnson ist erledigt.“

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