Sittengemälde einer hedonistischen Elite
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Zum Wohl: Wenn er tatsächlich nichts gewusst haben sollte, muss Wen ziemlich weltfremd gewesen sein. Bild: AFP
Desmond Shum und seine damalige Frau bewegten sich einst in den höchsten Funktionärskreisen der Kommunistischen Partei. Nun bringt ein Buch manch einen in Peking in Bedrängnis.
Kurz vor der Veröffentlichung seines Buches „Red Roulette“ bekam Desmond Shum einen Anruf. In der Leitung war seine geschiedene Ehefrau Whitney Duan, die vor vier Jahren in Peking spurlos verschwunden war. In all den Jahren hatte der chinesische Sicherheitsapparat nie zugegeben, dass er die Milliardärin mit besten Verbindungen zur Familie des früheren Ministerpräsidenten Wen Jiabao verschleppt hatte.
Nun also meldete sich Whitney Duan zum ersten Mal seit ihrem Verschwinden. „Sie sagte, sie sei vorübergehend entlassen worden und sie könnten sie jederzeit wieder holen. Und sie wollte, dass ich die Veröffentlichung des Buches stoppe“, berichtete Desmond Shum in dieser Woche dem amerikanischen Sender NPR. Aus dem, was Whitney Duan in einem zweiten Anruf von sich gab, kann man ableiten, dass sie wohl nicht aus freien Stücken anrief. „Sie fragte mich, was mit unserem Sohn geschehen würde, wenn mir etwas Bedauerliches zustoßen würde. Sie fragte mich, wie ich mich fühlen würde, wenn unserem Sohn etwas passieren würde“, sagte Shum, der mit seinem Sohn inzwischen außerhalb Chinas lebt. „Ich kam mir vor, als würde ich mit einem Geiselnehmer verhandeln.“
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