Der einsame Roland Ries auf einer Gedenkveranstaltung zum Ende des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai. Der Bürgermeister von Straßburg hat bei solchen Gelegenheiten den Bürgermeister aus Kehl an seiner Seite. Doch der konnte nicht kommen: Die Grenze war gesperrt. Bild: Imago
Undenkbar in Deutschland, was im Elsass passierte: Soldaten verwehren den örtlichen Behörden ihr Recht auf Selbstverwaltung. Aber das haben sie in Frankreich gar nicht. Mit fatalen Folgen in der Corona-Krise.
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Als die windschnittige Straßenbahn lautlos über die Rheinbrücke gleitet, ertönt im Fahrgastraum Marschmusik. Es klingt so, als habe beim Schützenfest die Kapelle kurz aufgespielt, dann aber die Ohren der Gäste schonen wollen. Roland Ries lächelt. Der Straßburger Oberbürgermeister sagt, er habe sich nach diesen Tönen gesehnt. Sie sind die Erkennungsmelodie, dass die „Tram“ deutschen Boden erreicht hat, weil die Fahrgäste es sonst gar nicht bemerken würden.

Politische Korrespondentin mit Sitz in Paris.
Vier Millionen Personen, Franzosen wie Deutsche, fahren jährlich mit der Straßenbahnlinie D zwischen Straßburg-Poteries und Kehl-Bahnhof hin und her. Die Städte sind rheinübergreifend zusammengewachsen. Doch die Pandemie hat die Verbindung abrupt unterbrochen. „Auf einmal gab es wieder ein Hüben und Drüben“, sagt der Oberbürgermeister. Für die Elsässer sei der Blick auf die Grenzbarrieren auch deshalb schmerzhaft gewesen, weil sie unter den von Präsident Macron eingestandenen „Versäumnissen“ und „Fehlern“ des französischen Zentralstaates besonders zu leiden hatten.
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