Der tiefe Fall des Hashim Thaçi
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Hashim Thaci verlässt das Tribunal in Den Haag im Juli. Bild: Reuters
Zwölf Jahre, nachdem er feierlich die Unabhängigkeit des Kosovos verkündet hat, wird Hashim Thaçi wegen Kriegsverbrechen vor Gericht gestellt. Warum hat das so lange gedauert?
Carla Del Ponte darf zufrieden sein. Als Chefin der Anklagebehörde des UN-Kriegsverbrechertribunals für das ehemalige Jugoslawien hatte sie die Kriegsverbrecher des Balkans zwischen 1999 und 2007 das Fürchten gelehrt. Die energische Juristin übte enormen Druck aus, um die Regierungen in Belgrad, Zagreb, Sarajevo, Skopje und Prishtina zu einer Kooperation mit dem internationalen Gericht zu bringen und untergetauchte oder von den Behörden gedeckte Massenmörder der jugoslawischen Zerfallskriege ausfindig zu machen. So weit ging ihr Einfluss, dass in Brüssel und in den Mitgliedstaaten der EU eine befriedigende Kooperation mit dem Kriegsverbrechertribunal zur Vorbedingung für jegliche weitere Annäherung an die Europäische Union erklärt wurde.

Korrespondent für südosteuropäische Länder mit Sitz in Wien.
Dieses Junktim hat mehr als alles andere dazu beigetragen, die Staaten der Region und insbesondere Serbien auf eine Zusammenarbeit mit dem internationalen Gericht zu verpflichten. Einige Dossiers konnte freilich die Schweizerin nicht abschließen: Die neben dem 2006 in Haft gestorbenen serbischen Gewaltherrscher Slobodan Milošević größten Verbrecher der jugoslawischen Kriege, nämlich die bosnisch-serbischen Warlords Ratko Mladić und Radovan Karadžić, wurden erst nach Del Pontes Amtszeit verhaftet. Und im Kosovo, der ehemals Serbien zugehörigen Provinz, die seit 2008 ein unabhängiger Staat ist, kam sie nie weit mit Ermittlungen gegen frühere albanische Freischärler der „Befreiungsarmee Kosovo“ kurz UÇK.
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