
Umgang mit der Migration : Erdogans Probleme
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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan während einer Rede am Donnerstag Bild: AFP
Erdogans Drohung, wieder Flüchtlinge nach Europa durchzulassen, zeigt: Das vielgepriesene EU-Türkei-Abkommen ist nur ein Notbehelf. Die Europäer haben sich erpressbar gemacht.
Der türkische Präsident hat zwei Probleme: Die Bevölkerung steht den syrischen Kriegsflüchtlingen im Land nicht mehr so aufgeschlossen gegenüber wie noch vor ein paar Jahren; außerdem ist die türkische Wirtschaft im Niedergang.
Deshalb will er zwei Dinge: mehr Geld aus Europa und eine sogenannte „Sicherheitszone“ in Nordsyrien, in die er viele der Flüchtlinge umsiedeln will. Das ist der Hintergrund seiner Drohung, wieder Flüchtlinge nach Europa durchzulassen.
Einmal abgesehen von dem Zynismus, mit dem hier ein autoritärer Herrscher Hunderttausende Menschen für politische Zwecke instrumentalisiert, zeigt der Vorgang wieder einmal, dass das vielgepriesene EU-Türkei-Abkommen nur ein Notbehelf ist.
Die Europäer haben Erdogan vor drei Jahren zum Schleusenwärter an ihrer Südgrenze gemacht und sich dann nicht mehr ernsthaft um das syrische Problem gekümmert. Was in dem Bürgerkriegsland geschieht und wie viele Menschen aus ihm fliehen, das wird in allen möglichen Hauptstädten entschieden, nur nicht in Brüssel, Berlin oder Paris. So macht man sich erpressbar.