Homöopathie interessiert mehr als Diskriminierung der Araber
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Wohlwollender Empfang: Ahmed Tibi in einer Bar in Tel Aviv Bild: Quique Kierszenbaum
Die Vereinigte Arabische Liste wird auch von immer mehr Juden in Israel gewählt – aber die Lebenswelten unterscheiden sich sehr. Auf Wahlkampftour mit dem Fraktionsvorsitzenden Ahmed Tibi.
Gemessen an den Wahlplakaten auf der Landstraße in Richtung Jerusalem ist Ahmad Tibi einer der einflussreichsten Politiker Israels. Je näher man aber seiner Wohnung im Ostjerusalemer Stadtteil Beit Hanina kommt, verflüchtigt sich der Eindruck. An der mit Stacheldraht bewehrten Sperrmauer verläuft die Straße zu einem ständig verstopften Kreisverkehr, an einer Müllhalde vorbei den Hügel hinauf zum Sandsteinhaus des Fraktionsvorsitzenden. Erst kommt sein Hund Leo die Treppe hinunter, wenig später Tibi. Sein Fahrer wartet, es soll nach Tel Aviv gehen, in den Teil Israels, in dem Tibi auch auf Stimmen jüdischer Wähler hofft. Er nimmt seine Tochter mit. Sie ist für die sozialen Medien zuständig.
Seit zwanzig Jahren sitzt Tibi in der Knesset für die arabische Vereinigte Liste. Er sagt, es sei der Rassismus gewesen, der ihn seinen Beruf als Gynäkologe aufgeben und in die Politik wechseln ließ. Heute liegt seine Prominenz nicht nur daran, dass sich sein Nachname auf „Bibi“ reimt, auf den Spitznamen des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Der fragt die Israelis beständig, ob sie lieber „Bibi“ oder „Tibi“ wollen. „Eigentlich will er sagen, ‚seht auf Ahmad den Araber, den wollen wir nicht’“, sagt Tibi. „Das ist blanker Rassismus“.
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