
Abwehrsystem für Kiew : Israels Kurswechsel
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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und der israelische Außenminister Eli Cohen am 16. Februar in Kiew Bild: AFP
Die Regierung Netanjahu will Systeme zur Drohnenabwehr an die Ukraine liefern. Das ist noch kein Bruch mit Russland, zeigt aber, dass Putin für den Krieg einen Preis in Nahost zahlt.
Dass die israelische Regierung nun offenbar die Lieferung von elektronischen Systemen zur Drohnenabwehr an die Ukraine genehmigt hat, ist ein bemerkenswerter Kurswechsel. Nach Ausbruch des Krieges hatte sich das Land sogar noch als Vermittler zwischen Moskau und Kiew versucht.
Vor allem aber wollte Israel die Russen nicht provozieren, denn Putins stillschweigende Billigung war eine Voraussetzung für israelische Operationen in Syrien. Die russischen Streitkräfte kontrollieren den Luftraum ihres syrischen Verbündeten zu weiten Teilen.
Das Eigeninteresse Israels
Dass Netanjahu nicht den vollständigen Bruch mit Russland sucht, lässt sich daran ablesen, dass israelische Regierungsvertreter die Sache als rein defensive Unterstützung darstellen. Außerdem wird das Eigeninteresse des Landes hervorgehoben, denn die Israelis könnten in der Ukraine testen, wie gut ihr Abwehrsystem gegen iranische Drohnen wirkt, die Russland dort einsetzt.
Das mag eine Rolle bei der Entscheidung für die Exportlizenzen gespielt haben, das Ganze zeigt aber vor allem auch eine geopolitische Verschiebung: In Israel ist man offenbar zur Einschätzung gelangt, dass die Russen ihr militärisches Engagement in Syrien verringern müssen. Zu den vielen Kosten, die der Ukrainekrieg Russland aufbürdet, gehört auch die Schwächung seiner mit einigem Aufwand aufgebauten Position im Nahen Osten.