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Vorwürfe gegen den Westen : Des Kremls neue Militärdoktrin

Russische Kadetten marschieren am Samstag in St. Petersburg zu ihrer Gelöbnisfeier auf. Bild: Reuters

Ob in der Ukraine oder beim „Islamischen Staat“: Moskau sieht hinter allem Bösen den Westen. Das wirkt sich auch auf die neue russische Militärdoktrin aus, die bis Ende des Jahres fertig sein soll.

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          Bis vor kurzem hoben russische und westliche Politiker gerne hervor, dass man gemeinsame Sicherheitsinteressen habe. Diese sind in den Hintergrund getreten, seit Russland einen unerklärten Krieg gegen die Ukraine führt. In Russland wird aber auch die Drohung der Terrorgruppe „Islamischer Staat“, die in Syrien und im Irak wütet, an die Adresse Wladimir Putins vor allem zum Anlass genommen, Vorwürfe gegen den Westen zu erheben. Der Sender Al Arabiya verbreitete dieser Tage ein Video, das angeblich in der syrischen Provinz Raqqa in einem von Kämpfern des „Islamischen Staats“ eroberten Flughafen aufgenommen wurde und teilweise russisch untertitelt ist.

          Friedrich Schmidt
          Politischer Korrespondent für Russland und die GUS in Moskau.

          Darin steht ein Mann auf einem Kampfflugzeug und sagt mit Blick auf den russischen Präsidenten und dessen Verbündeten in Damaskus, Baschar al Assad: „Diese Botschaft ist für dich, Wladimir Putin! Dies sind die Flugzeuge, die du Baschar geschickt hast, und wir werden sie zu dir schicken. Erinnere dich daran!“ Eine russische Stimme sagt an einer Stelle über die Flugzeuge: „Das ist russische Technik.“ Weiter soll es heißen: „Wir werden mit der Billigung Allahs Tschetschenien und den gesamten Kaukasus befreien.“ Der „Islamische Staat“ werde sich ausbreiten. Und weiter, wiederum an Putin gerichtet: „Dein Thron ist schon erschüttert worden, ist bedroht und wird mit unserer Ankunft stürzen.“ Man sei schon auf dem Weg.

          Islamisten aus dem Nordkaukasus

          Der russische Inlandsgeheimdienst FSB schätzt, dass Hunderte Islamisten aus dem Nordkaukasus nach Syrien gezogen sind, um dort gegen Assad zu kämpfen. Auch in Russland wird regelmäßig vor zusätzlich radikalisierten Rückkehrern aus dem Krieg gewarnt, die in der Heimat Terroranschläge verüben könnten. Russlands islamistische Terroristen, die dem sogenannten „Kaukasus-Emirat“ anhängen, sind zuletzt geschwächt erschienen, offenbar auch durch Nachfolgequerelen nach dem Tod ihres langjährigen Anführers Doku Umarow. Nun haben sich die Krieger des „Islamischen Staats“ offenbar das Ziel des Kaukasus-Emirats zu Eigen gemacht.

          Ramsan Kadyrow, der den Titel „Oberhaupt“ der russischen Teilrepublik Tschetschenien trägt hat reagiert. Er schrieb: Wer es sich in den Kopf gesetzt habe, eine Drohung an die Adresse Russlands zu richten und „den Namen des Präsidenten Wladimir Putin auszusprechen, wird dort vernichtet werden, wo er das getan hat“. Die Krieger des „Islamischen Staats“, so Kadyrow weiter, „sagen nur, was ihnen ihre Herren in den Geheimdiensten des Westens vorgeben zu sagen“. Putins Mann in Tschetschenien, der mit viel Geld aus dem Staatshaushalt gewogen gehalten wird, greift damit die in Russland verbreitete Meinung auf, der „Islamische Staat“ sei eine Schöpfung des amerikanischen Auslandsgeheimdienstes CIA – der überhaupt hinter allem vermutet wird, was aus offizieller russischer Sicht schlecht ist in der Welt, vom Kiewer Majdan bis zu revolutionären Rocksongs.

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