Frankreichs Linke : Vorwahlsieger Hamon macht Sozialisten sprachlos
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Der Linksrebell innerhalb der französischen Sozialisten: Benoît Hamon Bild: AP
François Hollande hat seinem früheren Bildungsminister noch nicht einmal zu dessen Sieg bei den Vorwahlen gratuliert. Doch während sich die sozialistische Partei noch im Krisenmodus befindet, schmiedet Linksrebell Hamon bereits Allianzen.
Der französische Präsident ist sprachlos, der Premierminister hat gleich am Montagmorgen das Regierungskabinett in Paris zu einer Krisensitzung einbestellt. Nach dem Sieg des Linksrebellen Benoît Hamon bei den Vorwahlen mit annähernd 59 Prozent der Stimmen wissen die regierenden Sozialisten nicht mehr ein und aus. François Hollande hat es noch nicht einmal über sich gebracht, seinem früheren Bildungsminister Hamon Glückwünsche zu übermitteln.
Manuel Valls, der unterlegene frühere Premierminister, stellte sich zwar noch am Wahlabend einem „Familienfoto“ mit dem Wahlsieger und Parteichef Jean-Christophe Cambadélis. Aber so gequält hatte Valls schon lange nicht mehr in die Kameras geblickt wie bei dieser Aufnahme. Ihm war deutlich die Bitterkeit über die Abstrafung durch die Vorwähler anzumerken. Lange Zeit hatte er den glücklosen Präsidenten zum Verzicht angetrieben. Doch nun wurde Valls von der linken Stammwählerschaft selbst desavouiert. Der Anfang Dezember aus dem Amt geschiedene Regierungschef hatte geglaubt, eine Mehrheit für seinen Reformkurs gewinnen zu können. Er ist dabei grandios gescheitert.
Hamon hat zwar gewonnen, aber er erbt eine zutiefst zersplitterte Partei. Viele der Reformer wollen sich künftig Präsidentschaftskandidat Emmanuel Macron anschließen. Der frühere Wirtschaftsminister Hollandes hat frühzeitig mit Hollande und Valls gebrochen und eine Erneuerung versprochen. Er wehrt sich jetzt dagegen, zur Rettungsstelle für enttäuschte Valls-Gefolgsleute zu werden. Schon vor dem zweiten Wahlgang hat Macron bei einer Pressekonferenz in Paris Kriterien aufgestellt, um sozialistische Überläufer abweisen zu können. Aber natürlich will er auch von den Wählerbewegungen profitieren, die der Linksruck bei den Sozialisten in Gang setzt.
Hamon hat damit begonnen, ein Bündnis der Linkskräfte zu skizzieren. Noch am Wahlabend umwarb er den grünen Kandidaten Yannick Jadot und den Kandidaten von der Linkspartei, Jean-Luc Mélenchon. Beide pochen jedoch auf ihre Unabhängigkeit. „Ich werde ihnen vorschlagen, eine kohärente und dauerhafte Regierungsmehrheit für sozialen, ökologischen und demokratischen Fortschritt aufzubauen“, sagte Hamon. Den Segen der früheren Parteichefin Martine Aubry hat er dafür bereits. Hamon „bringt einen neuen Wind für die Linke und unser Land“, schrieb die Mutter der 35-Stunden-Woche in einem Glückwunsch-Kommuniqué.