Emmanuel Macron in der vergangenen Woche in Paris-La Défense Bild: EPA
Mit seinen Reformen und seiner Unnahbarkeit hat Emmanuel Macron viele Franzosen gegen sich aufgebracht. Verhilft das Marine Le Pen am Ende in den Élysée-Palast?
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Es ist Mittagszeit, und im Radio Bleu läuft „Mein Frankreich“, eine Sendung, die sich als täglicher Bürgerkonvent versteht. Die Telefone laufen heiß, denn Emmanuel Macron sitzt im Pariser Studio und will sich mit Bürgern aus dem weiten Land austauschen, das er als Wahlkämpfer kaum bereist. „Der Präsident, also unser Präsident, ist nicht für uns da“, sagt Yvonne, die sich als Krankenschwester aus Caumont-sur-Durance, einer Kleinstadt in der Provence, vorstellt. In der Leitung knackt es. Sie verstehe ja, dass er viel Arbeit habe, aber „ich habe einen Präsidenten, der mein Leben nicht begreift. Und die demokratische Debatte findet nicht statt.“
Eine Kamera filmt den Präsidenten vor der blauen Studiowand, wie er entgeistert blickt und dann ins Mikrofon sagt: „Ich habe mich angestrengt, in den vergangenen fünf Jahren im Land präsent zu sein.“ Der Vorwurf Yvonnes hat ihn so elektrisiert, dass er den Mitschnitt für seine Reihe von Youtube-Filmen mit dem Titel „Emmanuel Macron, le Candidat“ auswählt. In den Episoden, die wie eine Netflix-Serie gefilmt sind, spricht Macron mit einem Reporter im Off über alles, was ihm gerade so durch den Kopf geht. Zum Beispiel Yvonne. Sie habe ihn echt getroffen, diese Kritik, sagt Macron. Das schmerze ihn, dabei habe er doch so viel getan für seine Landsleute. Dann zählt er auf, was er für die Krankenschwestern und überhaupt im Gesundheitswesen alles verändert habe.
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