Hochfrequenzdiplomatie auf dem Balkan
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Verteidigungsministerin Christine Lambrecht und der serbische Präsident Aleksandar Vučić bei der Pressekonferenz in Belgrad Bild: EPA
Zündelt Russland auf dem Westbalkan? Moskaus Einfluss in Belgrad, Sarajevo oder Prishtina ist groß. Berlin will wachsam sein. Deshalb ist Verteidigungsministerin Lambrecht bereits die zweite ranghohe Besucherin.
Die Einschusslöcher in den Hochhäusern entlang der „Sniper-Alley“ in Sarajevo sind verputzt, die zerstörten Häuser am Flughafen längst Neubauten gewichen. Ein kleines Museum an der Einkaufsstraße Ferhadija erinnert an die mehr als drei Jahre währende Belagerung der Stadt durch bosnisch-serbische Truppen. Anfang der neunziger Jahre wurde in Sarajevo täglich getötet, von den Bergen herab hämmerte Artillerie auf Marktplätze und Wohnhäuser. Serbische Scharfschützen (Sniper) nahmen aus der Distanz jeden unter Beschuss, der in Sarajevo auch nur die Straße überqueren wollte.
Mehr als 11.000 Menschen wurden während der Belagerung getötet. Die Angreifer bekamen Unterstützung aus Serbien, Belgrad wiederum hatte für sein mörderisches Treiben gegen die muslimischen Bosniaken Rückendeckung in Moskau. Europa sah zu. Durch Passivität wurden auch die Vereinten Nationen zu Mittätern, etwa beim Massaker von Srebrenica. Am Ende erzwangen die Vereinigten Staaten 1995 einen Waffenstillstand, das Abkommen von Dayton. Doch dann folgte noch der Krieg um das abtrünnige Kosovo, beendet nach der Bombardierung Belgrads und dem Einmarsch der NATO im Kosovo. Ist all das vorbei, oder legt Russland gerade neue Lunten an die balkanischen Pulverfässer? In Berlin und Brüssel wachsen die Sorgen.
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