Mehr Mitsprache von Laien : Ein „Synodaler Weg“ für die ganze Weltkirche
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Papst Franziskus grüßt Mitte Juni während der Mittwochs-Generalaudienz im Hof von St. Damaso im Vatikan. Bild: dpa
Die katholische Kirche in Deutschland und andernorts war vorangegangen. Nun will auch der Vatikan eine Erneuerung der Kirche mit mehr Teilhabe – und legt ein entsprechendes Dokument vor.
Die deutschen Katholiken haben mit dem Synodalen Weg bereits ein deutliches Zeichen gesetzt, dass sie mehr gemeinschaftliches Handeln von Kirchenleitung und Gläubigen wollen. Mittlerweile steht dieses Prinzip der Synodalität auch in Rom auf der Tagesordnung. Der Vatikan hat diesbezüglich am Dienstag ein vorbereitendes Dokument für die Bischofssynode im Herbst 2023 vorgelegt. „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“ lautet die Überschrift, die sehr eindeutig in die Richtung von mehr Mitsprache von Laien zielt. Den formalen Beginn des zunächst auf gut zwei Jahre angelegten Prozesses wird Papst Franziskus am 9. und 10. Oktober bei einer Eröffnungsfeier im Vatikan persönlich verkünden. An den gleichen Tagen starten in den Diözesen der katholischen Weltkirche die entsprechenden Debatten.
Bis April 2022 sollen zunächst in den jeweiligen Ortskirchen und Diözesen Gedanken und Vorschläge für die Gestaltung und Entwicklung „der Kirche des dritten Jahrtausends“ zusammengetragen werden. Daraus wird dann im Vatikan bis September 2022 ein erstes sogenanntes „Instrumentum Laboris“ erstellt. Auf der Grundlage dieses Arbeitspapiers wird der Prozess in der zweiten Phase auf regionaler und kontinentaler Ebene fortgesetzt, unter maßgeblicher Beteiligung der kontinentalen Bischofskonferenzen. Diese werden dann bis März 2023 auf vorsynodalen Treffen sieben Abschlussdokumente vorbereiten und im Vatikan vorlegen.
Danach erarbeitet das Generalsekretariat der Bischofssynode bis Juni 2023 ein zweites „Instrumentum Laboris“, das als Grundlage für die Arbeit der eigentlichen Bischofssynode im Oktober 2023 dient. Die Synode in Rom soll sich – in der dritten, weltkirchlichen Phase des Prozesses – auf ein umfassendes Abschlussdokument verständigen. Dieses wird schließlich dem Papst vorgelegt, der die darin enthaltenen Vorschläge in ein Nachsynodales Apostolisches Schreiben aufnimmt. Das Papstschreiben dient den Ortskirchen dann von 2024 an als Leitfaden für die Reformen in der Kirche.
Bogen zu Pandemie, Klimawandel und Migration
Das am Dienstag veröffentlichte Dokument schlägt einen weiten historischen Bogen von der Spätantike über Mittelalter und Moderne bis in die Gegenwart. Sein zentrales Argument ist, dass die ursprünglich synodale, gleichsam horizontale Struktur der Kirche des frühen Christentums durch den Prozess einer vertikalen Hierarchisierung verloren gegangen sei. Diese als Klerikalismus gebrandmarkte Entwicklung soll nun überwunden und rückgängig gemacht werden.
Das Dokument setzt die Gegenwart der Kirche und das Ringen um ihre Erneuerung in den politisch-gesellschaftlichen Kontext unserer Tage. Es erwähnt die Pandemie, den Klimawandel und die Migration, aber auch die kirchlichen Missbrauchsskandale. Der synodale Prozess entspricht nicht einer demokratischen Entscheidungsfindung soll aber durch stetiges Hören auf das Wort des anderen sowie auf das Wort Gottes und durch Gebet und Besinnung zum Konsens führen. Die Verfasser fordern ausdrücklich, auf jene zu hören, deren Wort bisher wenig wahrgenommen oder ganz überhört wurde: auf Frauen und junge Menschen, auf Arme und Marginalisierte.
Das vorbereitende Dokument für die Bischofssynode und in ein ebenfalls am Dienstag veröffentlichtes Vademecum (Leitfaden) setzen eher ungefähre Leitplanken Die bereits gestarteten synodalen Prozesse – etwa in Deutschland, Irland, Australien und Lateinamerika – werden zwar erwähnt und gewürdigt. Wie diese einzelnen Prozesse in den vom Vatikan angestoßenen Gesamtprozess in der katholischen Weltkirche integriert werden sollen, wird aber nicht präzisiert.
Positive Reaktionen in Deutschland
Die deutschen Katholiken haben trotz vieler offener Fragen sehr positiv auf das am Dienstag veröffentlichte Dokument reagiert. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, bezeichnete es als einen „Meilenstein auf dem synodalen Weg – weltweit und für die Kirche in Deutschland“. Papst Franziskus setze damit weiter „konsequent um, was er unter Synodalität versteht“, sagte Bätzing am Dienstag in Bonn. Er hob hervor, dass das Dokument „nun auch offiziell mit Blick auf den weltweiten kirchlichen Prozess ausdrücklich vom ,Synodalen Weg‘ spricht“ und die bereits begonnenen synodalen Prozesse in mehreren Ländern würdige.
Bätzing nannte es „bemerkenswert, im Text Selbstkritisches über die hierarchisch motivierte Verdrängungen der Synodalität im Laufe der Kirchengeschichte zu finden“. Auch das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken wertete die vatikanischen Papiere als Stärkung des Synodalen Weg in Deutschland. „Wir haben hier bereits viel Arbeit geleistet. Und wir setzen das praktisch um, was im Vorbereitungsdokument für die Weltsynode eingefordert wird“, sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg. „Franziskus will eine synodale Kirche, er stärkt das Prinzip der Synodalität. Das ist auch eine Botschaft an all jene, die uns deutschen Katholikinnen und Katholiken auf dem Synodalen Weg Spaltungsabsichten unterstellen.“