Vatikan : Komm, sag es allen weiter
- -Aktualisiert am
„Arbeiten in völliger Transparenz“: Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone Bild: AP
Im Vatikan sind einige Einflüsterer der Auffassung, dass Kardinal Bertone der Fehlerflüsterer von Papst Benedikt XVI. ist. Deshalb haben sie einige Vorgänge weiter geflüstert.
Und schon wieder sind zwei vertrauliche Schreiben aus der Kurie in Rom an die Öffentlichkeit lanciert worden. Ihre Stoßrichtung ist abermals offensichtlich - die Indiskretionen richten sich gegen Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Nicht nur viele Prälaten im Kardinalstaatssekretariat hacken gegenwärtig auf ihrem Boss herum, auch in anderen Ämtern der Kurie wächst der Unmut über den zweiten Mann hinter Benedikt XVI. Die Prälaten werfen dem 1934 bei Turin geborenen Kardinal Bertone Unfähigkeit, Korruption und Vetternwirtschaft vor, weil er vor allem Getreue aus seinem Salesianer-Orden fördere. Den Papst selbst hingegen wollten sie nicht angreifen, heißt es. Sie wollen ihn vielmehr vor seinem „ersten Falschratgeber schützen“.
„Menscheleien“ hat es im Vatikan immer gegeben. Aber es noch nie, so ist zu hören, habe es einen Streit innerhalb des Vatikans gegeben, in dem die Öffentlichkeit Partei spielen soll, wie es nun der Fall zu sein scheint. Denn die Liste der Indiskretionen wird länger und länger. Anfang Februar ging es um einen auf Deutsch verfassten Brief einer Person, die in Peking vom Erzbischof von Palermo, Paolo Romeo, gehört haben wollte, der Papst „habe nur noch 12 Monate“.
Gerüchten zufolge handelt es sich bei dem Autor um einen Deutschen. Diese „Nachricht“ war im päpstlichen Haushalt als „Wahnsinn“ zu den Akten gelegt worden. Bei diesem „Wahnsinn“ handelte es sich allerdings um einen der perfiden Art: In dem „Bericht“ aus Peking wurde Romeo mit dem Hinweis zitiert, der Mailänder Erzbischof Angelo Scola sei ein möglicher Nachfolger Benedikts. Die Absicht dieser Mitteilung könnte sein, das Misstrauen zwischen Scola und Bertone weiter zu vertiefen und zwischen den ehrgeizigen italienischen Kardinälen Streit zu säen. Wohl wollte der Verfasser des Briefs auch den Kardinälen aus anderen Ländern vorführen, dass der italienische Kardinalsklüngel vom Papst abrücke und sich schon mit der Frage der Nachfolge befasse.
Schon werden Namen für Bertones Nachfolge genannt
Vor dem „Bericht“ über Romeo war Ende Januar bereits ein vertrauliches Schreiben von Carlo Maria Viganò, dem neuen Nuntius in Washington, an den Papst in die Öffentlichkeit gelangt. In diesem beschwert sich Viganò nach seiner von ihm als Degradierung empfundenen Versetzung, Bertone habe ihn aus dem Governatorat entfernen wollen, also jener Kommission, die über den Haushalt bestimmt. Bertone habe dafür sorgen wollen, dass er, Viganò, seine Bemühungen um Säuberungen von „Korruption und Amtsmissbrauch“ nicht fortsetzen könne. Dieser Vorwurf saß - Vatikansprecher Federico Lombardi dementierte die Existenz des Briefes nicht, sondern versuchte nur wortreich darzulegen, dass die Sache keine Relevanz habe.
Damals war zu hören, im päpstlichen Haushalt ärgere man sich über Bertone, denn Benedikt XVI. habe Kurie und Vatikanbank darauf verpflichtet, transparent zu arbeiten. In der Presse wurde berichtet, die Staatsanwaltschaft untersuche den Vorwurf, die Vatikanbank habe 180 Millionen Euro an eine deutsche Bank überwiesen, um das Geld „rein zu waschen“ und der italienischen Bankenaufsicht zu entziehen. Zu lesen war auch, es habe einen Streit zwischen dem vom Papst eingesetzten Bankchef Gotti Tedeschi und dem Bertone-Getreuen Guiseppe Profiti im Aufsichtsrat von Mailands größtem Hospital San Raffaele gegeben. Es gehe dabei um „dunkle Machenschaften“ bei dem verschuldeten Hospital.