Vorwahlen in New Hampshire : Sanders erklärt Sieg, Yang gibt auf
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Andrew Yang, Pete Buttigieg und Bernie Sanders stehen auf der Bühne bei einer Vorwahl-Debatte vergangene Woche in New Hampshire. Bild: AFP
Bei der zweiten Vorwahl der amerikanischen Demokraten gewinnt offenbar Bernie Sanders, Pete Buttigieg wird knapp Zweiter. Grundeinkommens-Befürworter Andrew Yang steigt aus dem Rennen aus.
Der linksgerichtete Senator Bernie Sanders hat sich zum Sieger der zweiten Vorwahl im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der amerikanischen Demokraten erklärt. Sanders (78) erreichte nach Medienberichten rund 26 Prozent im kleinen Bundesstaat New Hampshire in Neuengland. Der gemäßigte frühere Bürgermeister Pete Buttigieg (38) kam demnach auf 24 Prozent. Er war in der vergangenen Woche bei der ersten Vorwahl in Iowa nach bisherigem Stand der Auszählungen knapp vor Sanders auf Platz eins gelandet.
Überraschend stark schloss auch die moderate und weniger bekannte Senatorin Amy Klobuchar (59) ab. Sie kam mit knapp 20 Prozent auf den dritten Platz. „Hallo Amerika! Ich bin Amy Klobuchar und ich werde Donald Trump schlagen“, sagte sie vor jubelnden Unterstützern. Das Land brauche einen Wechsel.
Auf Rang vier und fünf folgten die progressive Senatorin Elizabeth Warren (70, gut 9 Prozent der Stimmen) und der gemäßigte frühere Vizepräsident Joe Biden (77, gut 8 Prozent). Eine sichtlich enttäuschte Warren erklärte vor Unterstützern, sowohl Sanders als auch Buttigieg seien „großartige Menschen und jeder von ihnen wäre ein wesentlich besserer Präsident als Donald Trump.“ Sie bleibe aber weiter im Rennen.
Andrew Yang steigt aus
Unmittelbar nach Schließung der Wahllokale erklärte der Unternehmer Andrew Yang seinen Rückzug aus dem Rennen. Die absehbaren Resultate seien „nicht das Ergebnis, für das wir so hart gekämpft haben“. Es gebe derzeit keinen Weg mehr für ihn, sich die Kandidatur der Partei zu sichern, erklärte Yang vor Unterstützern. Diese Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen. In New Hampshire erreichte er nur einen Stimmanteil im unteren einstelligen Prozentbereich.
Yang hatte sich unter anderem für ein universelles Grundeinkommen unter der Bezeichnung „Freedom Dividend“ eingesetzt. Mit seinem Fokus auf die Auswirkungen von Digitalisierung und Automatisierung erreichte er eine treue Anhängerschaft, die als #YangGang seine Botschaft im Netz transportierte. Der 45 Jahre alte Sohn taiwanischer Einwanderer galt nie als besonders aussichtsreich, war trotz fehlender politischer Erfahrung aber länger im Rennen geblieben als viele bekanntere Demokraten. Er werde im Wahlkampf den Kandidaten der Demokraten unterstützen, um Präsident Donald Trump abzulösen, versprach Yang.
Auch Senator Michael Bennet aus Colorado erkärte seine Kampagne für beendet. Ursprünglich hatten sich rund 30 Demokraten um die Präsidentschaftskandidatur ihrer Partei bemüht, jetzt sind es noch neun.
Bidens Nimbus ist gebrochen
In dem Bewerberfeld hatte Biden (77) in landesweiten Umfragen lange in Führung gelegen, es aber schon in Iowa nur auf den enttäuschenden Platz vier geschafft. Biden hatte daraufhin bereits gewarnt, dass er auch in New Hampshire schlecht abschneiden könnte. Das extrem schwache Ergebnis dürfte seine Kampagne jedoch beschädigen: Sein Nimbus als aussichtsreichster Bewerber scheint gebrochen. Auch die nötigen Parteispenden dürften nun schwieriger einzuwerben sein.
Biden gab sich indes kämpferisch. Bislang hätten erst zwei Bundesstaaten abgestimmt, sagte er. „Der Kampf, um Donald Trumps Präsidentschaft zu beenden, hat gerade erst begonnen“, sagte er vor Unterstützern in South Carolina. In dem Staat wird am 29. Februar abgestimmt.
Sanders aus Vermont beschreibt sich selbst als „demokratischen Sozialisten“ und ist vor allem bei jungen Wählern beliebt. Er will unter anderem das Gesundheitssystem drastisch umbauen. Er wirft Buttigieg mangelnde Erfahrung vor.
Der frühere Bürgermeister der Stadt South Bend wiederum hält Sanders vor, dass dessen zahlreichen Wahlversprechen nicht finanzierbar seien. Buttigieg stellt sich als Kandidat der Mitte dar, der auch von Trump enttäuschte Republikaner für sich gewinnen will.
Rückenwind für den „Super Tuesday“
Bei den Vorwahlen in New Hampshire werden nur 24 Delegiertenstimmen vergeben, die beim entscheidenden Nominierungsparteitag im Sommer zum Tragen kommen. Um sich die Präsidentschaftskandidatur der Partei zu sichern, muss ein Bewerber fast 2000 Stimmen gewinnen. Die Bedeutung der Abstimmung liegt daher vor allem in ihrer Signalwirkung zu Beginn des langen Vorwahlkampfs: Ein gutes Abschneiden kann Kandidaten wichtigen Rückenwind geben, eine Niederlage kann dazu führen, dass die Parteispenden zurückgehen und Bewerber aufgeben müssen.
Die erste große Entscheidung, bei der es um Hunderte Delegiertenstimmen gehen wird, steht am 3. März an. Am sogenannten „Super Tuesday“ stimmen mehr als ein Dutzend Bundesstaaten ab.
Die Vorwahlen ziehen sich dann noch bis Juni hin. Anschließend küren beide Parteien ihren Präsidentschaftskandidaten offiziell. Bei den Republikanern gelten die Vorwahlen nur als Formsache, Präsident Donald Trump hat keine ernstzunehmende parteiinterne Konkurrenz. Die Präsidentenwahl ist für den 3. November angesetzt.
Eine Überraschung im Rennen um die demokratische Präsidentschaftskandidatur könnte noch vom früheren New Yorker Bürgermeister Mike Bloomberg kommen. Der Multimilliardär kandidierte in den relativ kleinen Staaten Iowa und New Hampshire nicht, sondern setzt auf einen Erfolg in den großen Staaten am „Super Tuesday“.Bloomberg hat dort bereits zig Millionen Dollar für Fernsehwerbung ausgegeben. Er nimmt keine Spenden an, sondern finanziert seinen Wahlkampf selbst. In zwei landesweiten Umfragen war er jüngst auf die Plätze drei und vier gekommen.