US-Vergeltungsschlag in Syrien : Schlaglicht auf einen Schattenkrieg
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US-General Mark Milley besuchte die in Syrien stationierten amerikanischen Truppen Anfang März. Bild: Reuters
Nachdem ein Amerikaner getötet wurde, fliegt die US-Luftwaffe Angriffe. In dem Schattenkrieg stehen Teheran und irantreue Milizen im syrisch-irakischen Grenzgebiet auf der einen Seite, die USA und Israel auf der anderen.
Das amerikanische Militär hat Luftangriffe auf irantreue Milizen im syrisch-irakischen Grenzgebiet geflogen. Nach Angaben des Pentagons handelte es sich dabei um Vergeltungsschläge für einen tödlichen Drohnenangriff auf einen Stützpunkt der amerikanisch geführten Koalition gegen den „Islamischen Staat“ (IS) in der syrischen Stadt Hassakeh, die im von kurdischen Kräften beherrschten Nordosten des Landes liegt. Dabei sei ein Mitarbeiter einer privaten Sicherheitsfirma getötet worden; ein weiterer sowie fünf amerikanische Soldaten seien verwundet worden, hieß es in einer Mitteilung.
Der amerikanische Verteidigungsminister Lloyd J. Austin III erklärte, die „Präzisionsluftangriffe“ seien auf Anweisung von Präsident Joe Biden erfolgt und gegen Gruppen gerichtet gewesen, die mit den iranischen Revolutionswächtern in Verbindung stünden. „Keine Gruppe wird unsere Truppen ungestraft angreifen“, bekräftigte er.
Die amerikanischen Luftangriffe aus der Nacht zum Freitag werfen ein Schlaglicht auf einen Schattenkrieg, von dem nur ein Teil an die Öffentlichkeit dringt. Auf der einen Seite stehen das Regime in Teheran und getreue schiitische Milizen, die von den iranischen Revolutionswächtern gelenkt werden, auf der anderen Seite die Vereinigten Staaten und Israel. Schlachtfeld ist – unter anderem – das syrisch-irakische Grenzgebiet.
Schiitische und irantreue Enklaven
Immer wieder taucht dabei der Grenzort Al-Bukamal auf. In der Nähe haben die Revolutionswächter die „Imam Ali Basis“ eingerichtet, einen großen Stützpunkt, wie Satellitenbilder zeigen. Dort werden laut israelischer Einschätzung auch „fortschrittliche Waffen“ gelagert.
Das Regime in Teheran hat einen Landkorridor unter seine Kontrolle gebracht, der bis in den Libanon reicht, und die Gegend um Al-Bukamal ist eine Drehscheibe für Waffenlieferungen an Alliierte Irans, nicht zuletzt an die libanesische Hizbullah. Die israelische Sorge gilt dabei vor allem Raketen mit präzisen Führungssystemen. So werden von dort immer wieder israelische Luftangriffe gemeldet, ebenso aus anderen Regionen; zum Beispiel auf den Flughafen in Damaskus oder den in der nordsyrischen Stadt Aleppo.
Örtliche Journalisten aus der Provinz Deir el-Zor berichten außerdem seit Längerem, dass Iran in der vorwiegend sunnitischen Gegend daran arbeitet, schiitische und irantreue Enklaven aufzubauen, um dem schiitischen Regime langfristig Einfluss in der strategisch wichtigen Region zu sichern.
Die amerikanische Truppenpräsenz im Osten Syriens ist Teheran ein Dorn im Auge, weshalb irantreue schiitische Milizen immer wieder amerikanische Stützpunkte mit Raketen oder Drohnen attackieren. Die amerikanischen Truppen sind dort im Antiterrorkampf stationiert. Ihre Präsenz verhindert aber auch, dass das mit Iran verbündete syrische Regime Zugriff auf das größte syrische Ölfeld, das Al-Omar-Ölfeld, bekommt.
Der syrische Machthaber Baschar al-Assad ist abhängig von iranischer Unterstützung – mehr denn je, seit sein russischer Schutzherr Wladimir Putin in der Ukraine einen Abnutzungskrieg vom Zaun gebrochen hat, der auch das russische Militär auszehrt. Teheran und Moskau kämpften zwar zusammen für Assads Machterhalt, sie sind aber auch Konkurrenten um Einfluss in Damaskus. So dürfte Iran es derzeit leichter in Syrien haben, während der westlichen Syrien-Diplomatie ein weiterer Rückschlag droht.