Geheimdienst-Chef sagt aus : Russlands Cyberattacken sind ernste Gefahr
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James Clapper und Michael Rogers beraten sich vor dem amerikanischen Senat. Bild: LO SCALZO/EPA/REX/Shutterstock
James Clapper, Chef der amerikanischen Geheimdienste, hat zu den russischen Hackerangriffen vor dem Senat Stellung genommen. Einer seiner letzten Auftritte: Trump will einen Nachfolger ernennen – mit viel Deutschland-Erfahrung.
Die amerikanischen Geheimdienste halten offenbar Russlands Präsidenten Wladimir Putin für den Urheber von Hackerangriffen auf amerikanische Ziele während des zurückliegenden Wahlkampfes. Auf die Frage, ob die „höchsten Ränge“ in Moskau in die Angriffe involviert gewesen seien, sagte der amerikanische Geheimdienstdirektor James Clapper: „Das ist das, was wir gesagt haben.“ Auf die Nachfrage, wer die „höchsten Ränge“ seien, antwortete Clapper: „Der höchstrangige ist Präsident Putin.“ Clapper stand am Donnerstag in Washington einem Ausschuss des Senats der Vereinigten Staaten zweieinhalb Stunden lang Rede und Antwort.
Die amerikanischen Geheimdienste wollen Anfang nächster Woche einen Bericht über mögliche Hackerangriffe Russlands veröffentlichen. „Die Öffentlichkeit soll so viel wie möglich über diese Bedrohung wissen“, sagte Clapper. Die Geheimdienste könnten aber nicht alle Informationen preisgeben.
Die Regierung von Barack Obama geht auf der Grundlage von Geheimdiensterkenntnissen vom vergangenen Oktober davon aus, dass Russland hinter der Enthüllung von E-Mails aus den Computern der Demokratischen Partei steckt. Die Enthüllungen hätten die Wahl in den Vereinigten Staaten zu Gunsten des Republikaners Donald Trump beeinflusst. Unter anderem war bekanntgeworden, dass bei der parteiinternen Kandidatensuche der Demokraten Hillary Clinton gegenüber ihrem Kontrahenten Bernie Sanders ungerechtfertigte Vorteile eingeräumt wurden.
Trump hegt Zweifel an der Darstellung der Geheimdienste, Russland bestreitet sie. Clapper erklärte mit Blick auf Trump, er könne mit Zweifeln leben, nicht aber mit Verunglimpfung. Mehrere Senatoren aus Trumps republikanischer Partei hoben hervor, die Geheimdienste müssten gestützt und nicht öffentlich an den Pranger gestellt werden.
Der republikanische Senator und innerparteiliche Kritiker des künftigen Präsidenten Trump, Lindsey Graham, kündigte eine harte Linie gegen Russland an. „Es ist Zeit, keine Steinchen mehr in Richtung Russland zu werfen, sondern Felsbrocken“, betonte er.
Clapper erklärte vor den Senatoren, generell sei die Bedrohung durch Cyber-Attacken aus Russland gewachsen, während es Anzeichen für ein Nachlassen der Spionageversuche aus China gebe. Clapper betonte jedoch auch, dass es keine Anzeichen dafür gebe, dass Russland aktiv in den Wahlvorgang in den Vereinigten Staaten eingegriffen habe. „Sie habe nicht die Stimmabgabe manipuliert oder so etwas“, sagte Clapper.
Währenddessen berichten die „Washington Post“ und andere Medien am Donnerstag auf Berufung von Trumps Umfeld, dass der designierte Präsident Donald Trump den Senator und früheren Botschafter in Deutschland, Dan Coats, zu seinem Geheimdienstdirektor machen will. Coats war von 2001 bis 2005 amerikanischer Botschafter in Deutschland. Der 73 Jahre alte Politiker und Dilpomat vertrat noch bis vor kurzem den Bundesstaat Indiana im Senat.