Ist sie in Kanada? : Unklarheit über Aufenthaltsort von Asia Bibi
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Wegen Blasphemie verurteilt und später freigesprochen: Asia Bibi Bild: AFP
Am Dienstag hat das Oberste Gericht Pakistans Asia Bibi endgültig freigesprochen. Doch die Christin wird weiter von Islamisten bedroht – und wollte das Land verlassen. Ihre Ausreise ist für die pakistanische Regierung allerdings heikel.
Drei Tage nach dem endgültigen Freispruch Asia Bibis vom Vorwurf der Blasphemie besteht weiter Unklarheit über den Aufenthalt der pakistanischen Christin. Ihr Anwalt, Saif ul Malook, hatte der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.) am Freitagmorgen telefonisch gesagt, sie habe Pakistan verlassen und befinde sich in Kanada. „Sie ist mit ihrer Familie vereint“, sagte der Anwalt.
Später bestätigte er diese Aussage gegenüber anderen Journalisten nicht mehr oder schränkte sie dahingehend ein, dass er nicht sicher wisse, ob sie schon ausgereist sei. Weiteren Quellen zufolge soll Asia Bibi sich nach wie vor in Pakistan aufhalten, in der Hauptstadt Islamabad. Für eine Stellungnahme war der Anwalt am Nachmittag nicht mehr erreichbar. Von kanadischer Seite gab es zunächst keine Auskunft.
Todesdrohungen trotz des Freispruchs
Die Frage der Ausreise Asia Bibis ist für die pakistanische Regierung heikel. Sie und ihre Familie werden von Islamisten bedroht, die ungeachtet des Freispruchs vom Vorwurf der Blasphemie die Todesstrafe für die Christin fordern. Es hieß, dass sie aus Sicherheitsgründen nicht mit einem regulären Flug aus Pakistan ausreisen könne.
Wenn Asia Bibi ausreise, dann werde es unangekündigt geschehen, hatte der CDU-Bundestagsabgeordnete Volker Kauder, der den Fall seit langem verfolgt, der F.A.Z. nach dem Freispruch gesagt. Er gehe davon aus, dass sie nach Kanada übersiedeln werde.
Asia Bibi war am Dienstag vom Obersten Gericht Pakistans endgültig freigesprochen worden. Die Richter wiesen eine Petition gegen ihr Urteil vom 31. Oktober zurück, in dem sie den Vorwurf der Blasphemie gegen die Frau als unbewiesen fallengelassen hatten. Asia Bibi saß mehr als neun Jahre lang in einer Todeszelle.
Der katholischen Landarbeiterin war vorgeworfen worden, 2009 in einem Streit mit muslimischen Frauen den Propheten Mohammed beleidigt zu haben. Auf ein solches Vergehen steht in Pakistan seit den achtziger Jahren die Todesstrafe. Mehrere Dutzend Menschen verbüßen nach Schätzungen eines amerikanischen Ausschusses zur Religionsfreiheit aufgrund solcher Anschuldigungen lebenslange Gefängnisstrafen oder warten auf ihre Hinrichtung. Es gab auch wiederholt Lynchmorde in Pakistan wegen vermeintlicher Gotteslästerung.
Töchter schon seit Ende Dezember in Kanada
2010 wurde Asia Bibi zum Tode verurteilt. Berufungsverhandlungen zogen sich aufgrund des Drucks von Islamisten über Jahre hin. Nachdem sie im Oktober 2018 freigesprochen worden war, gab es tagelange Straßenproteste in Pakistan, bis die Regierung schließlich zusagte, das Urteil überprüfen zu lassen. Der heute 51 Jahre alten Frau wurde daraufhin die Ausreise verweigert. Sie hielt sich an einem geheimen Ort auf, da es Todesdrohungen gegen sie und ihre Familie gab.
Mehrere Länder, darunter auch Deutschland, hatten angeboten, der Frau Asyl zu gewähren. Der Anwalt Malook bestätigte gegenüber der F.A.Z., dass die beiden Töchter Asia Bibis sich schon seit Ende Dezember in Kanada aufhalten, wie Medien berichtet hatten. Der Anwalt selbst ist weiter in Pakistan. Er war erst kurz vor der abschließenden Entscheidung des Gerichts dorthin zurückgekehrt, nachdem er sich aufgrund von Todesdrohungen zuvor drei Monate lang im Ausland aufgehalten hatte.
„Ich bin in meiner Wohnung, ich gehe nicht in mein Büro“, sagte er der F.A.Z. Auf die Frage, ob er in Pakistan zu bleiben gedenke, sagte er, es sei für ihn nicht sicher in Pakistan, aber es sei dennoch das Bequemste. Für diesen Freitag erwartete der Anwalt größere Proteste im Land.