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Kirchenstreit in der Ukraine : Mönche verlassen das Kiewer Höhlenkloster

Das schneebedeckte Höhlenklosters Pechersk Lavra in Kiew Bild: dpa

Der Krieg hat auch die orthodoxe Christenheit gespalten. Die Regierung geht gegen die Ukrainische Orthodoxe Kirche vor. Deren Mönche haben nun mit dem Abtransport ihrer Habseligkeiten aus dem Kiewer Höhlenkloster begonnen.

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          Der Streit um das Höhlenkloster in Kiew, eines der bedeutendsten Klöster der Orthodoxie weltweit, nähert sich offenbar einer Entscheidung. Das Kloster ist zwar in Staatsbesitz, den größten Teil nutzt jedoch die Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK), die dort ihren Hauptsitz unterhält.

          Gerhard Gnauck
          Politischer Korrespondent für Polen, die Ukraine, Estland, Lettland und Litauen mit Sitz in Warschau.

          Diese Kirche unterstand bis vor kurzem dem Kreml-treuen Moskauer Patriarchen Kyrill I. Zwar hat sich die UOK nach Kriegsbeginn von den russischen Orthodoxen distanziert und organisatorisch getrennt, doch Kiew sieht in ihr nach wie vor prorussische Kräfte am Werk und hatte UOK-Klöster durchsuchen lassen.

          Infolge des Krieges hatte Kulturminister Olexander Tkatschenko kürzlich angeordnet, die etwa 200 Mönche müssten die Klosteranlagen mit ihren mittelalterlichen Höhlen bis zum 29. März verlassen.

          Gläubige sollen das Höhlenkloster „mit Gebeten verteidigen“

          Am Donnerstagabend sagte Tkatschenko in einer Fernsehsendung, die Mönche hätten jetzt begonnen, Möbel und Küchengeräte abzutransportieren: „Der Prozess des Abreise läuft.“ Die Behörden überwachen den Vorgang, um den Abtransport wertvoller Gegenstände, darunter Reliquien, zu verhindern. Der Vorsteher eines UOK-Klosters bei Czernowitz in der Westukraine hat verkündet, sein Kloster sei bereit, alle diese Mönche bei sich aufzunehmen.

          Anders klang dagegen der am Donnerstag veröffentlichte Aufruf der UOK-Synode: Ihre Gläubigen sollten „ihre Gebet verstärken und mit allen legalen Mitteln unser teuerstes Heiligtum, das Kiewer Höhlenkloster, verteidigen“. Nichts werde „unseren festen Willen brechen, unsere heilige Orthodoxie zu verteidigen“. Nutznießer des Konflikts könnte die 2018 gegründete Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU) sein. Sie untersteht dem Ehren-Oberhaupt aller Orthodoxen, dem Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I.

          Erst am Dienstag hatte Bartholomaios I. die Moskauer Orthodoxen auf einer Konferenz im Parlament in der litauischen Hauptstadt Vilnius scharf angegriffen. Er warf ihnen vor, „kriminelle Handlungen“ Moskaus im Zuge des Ukraine-Kriegs theologisch zu rechtfertigen, darunter die „schockierende Entführung ukrainischer Kinder“ nach Russland. Auch wenn die Machthaber in Moskau „die Kirche für ihre Ziele instrumentalisieren“, befreie das die Kirche nicht von ihrer Mitverantwortung.

          Auch in den baltischen Staaten konkurrieren, ähnlich wie in der Ukraine, Moskau und Konstantinopel um die orthodoxen Gläubigen, deren Anteil an den Christen des Landes von vier (Litauen) bis 26 Prozent (Lettland) ausmacht. In Litauen hatte die moskautreue Kirche fünf Priester kürzlich des Amtes enthoben, weil sie sich angeblich den Anordnungen ihrer Vorgesetzten widersetzt hätten.

          Bartholomaios I. machte jetzt deutlich, sie seien vielmehr wegen „berechtigten Widerstands gegen den Krieg“ entlassen worden, und setzte sie wieder in ihr Priesteramt ein. Der Patriarch unterzeichnete auch ein Abkommen mit Regierungchefin Ingrida Simonyte über Zusammenarbeit mit dem litauischen Staat, das die Schaffung neuer kirchlicher Strukturen im Sinne Konstantinopels voranbringen soll.

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