Putins verratene Krieger
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In Juga südlich von St. Petersburg trauert die Mutter von Nikita Awrow um ihren Sohn. Er starb in Russlands Krieg gegen die Ukraine. Bild: AFP
Russland versucht, die Zahl seiner Toten in der Ukraine zu verschleiern. Die Organisation der Soldatenmütter hilft den verzweifelten Familien bei der Suche nach ihren Männern und Söhnen im Krieg. Aber ihre Arbeit ist gefährlich.
Wer in Russland seinen Sohn, Mann oder Enkel sucht und ihn in der Ukraine vermutet, kann sich an Marina wenden. Das ist ein Pseudonym, denn Marina gehört zu der Bewegung der Soldatenmütter Russlands, und ihr Engagement ist gefährlich geworden. Nicht erst mit dem Krieg, den man in Russland „militärische Spezialoperation“ nennen muss. Im vergangenen Herbst haben neue Vorschriften den Soldatenmüttern die Methoden aus der Hand genommen, mit denen sie seit Jahrzehnten Soldaten, Wehrpflichtigen und ihren Familien halfen. Die Aktivisten dürfen jetzt nicht mehr festhalten, was denjenigen widerfahren ist, die sich an einen der vielen regionalen Ableger der Bewegung wenden. Solche Angaben gelten jetzt als Staatsgeheimnis.
Nach dem Überfall auf die Ukraine sind Strafgesetze erlassen worden, die es verbieten, Russlands Streitkräfte oder Auslandsaktivitäten anderer staatlicher Stellen zu „diskreditieren“ sowie „Falschnachrichten“ darüber zu verbreiten. Dafür kann man eine Geldbuße oder bis zu 15 Jahre Haft bekommen. Mehrere Russen sitzen schon in Untersuchungshaft. Viele Mitstreiter Marinas haben aufgegeben. Sie selbst hat das Gefühl, sprechen zu müssen. Den Krieg nennt sie eine Tragödie und Katastrophe, für die Ukrainer wie für die Russen.
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