Raketen auf Kirchen und Klöster?
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Beten für den Frieden: Ukrainische Religionsvertreter am Mittwoch in der Sophienkathedrale in Kiew Bild: EPA
Am Dienstag haben in Kiew Raketen die Gedenkstätte für eine der schlimmsten Mordstätten des Holocaust getroffen. Seither fürchtet man, dass Russland alles angreift, was den Ukrainern heilig ist.
Als die russischen Streitkräfte am Dienstag angekündigt haben, Ziele des ukrainischen Geheimdienstes mitten in Kiew mit Raketen anzugreifen, ist das in der ukrainischen Hauptstadt auch als Anschlag auf das Herz der ukrainischen Kultur und auf das Christentum in der Ukraine verstanden worden. Denn schräg gegenüber vom Hauptsitz des Geheimdienstes in der Wolodymyrska-Straße 33, einem klassizistischen Gebäude vom Anfang des 20. Jahrhunderts, befindet sich die Sophienkathedrale, eine der ältesten Kirchen der Ukraine. Der Abstand ist so gering, dass beim Einschlag einer Rakete im Gebäude des Geheimdienstes schwere Schäden an der beeindruckenden Kirche aus dem 11. Jahrhundert mit ihren vielen Türmen und goldenen Kuppeln und prachtvollen Mosaiken so gut wie sicher wären. Und nur eine kleine Abweichung der Rakete vom Ziel könnte sie ganz zerstören.
Die Sophienkathedrale war die Hauptkirche der Fürsten von Kiew im frühen Mittelalter. Sie ist ein herausragender Teil jener Geschichte, wegen der Russlands Präsident Wladimir Putin – darin russischen Historikern aus dem 19. Jahrhundert folgend – behauptet, Russen und Ukrainer seien ein Volk und Kiew sei die Mutter aller russischen Städte: Die Taufe der Menschen in dem als Kiewer Rus bezeichneten Fürstentum im Jahr 988 gilt in dieser Tradition als Beginn des christlichen russischen Staats. Doch in der Kirche fand Ende 2018 auch jener Synod der ukrainisch-orthodoxen Kirche statt, in dem diese ihre Loslösung vom Moskauer Patriarchat beschloss. Die russische Regierung protestierte heftig gegen diesen Schritt, in den russischen Staatsmedien war damals so viel von der Gefahr blutiger Auseinandersetzungen um einzelne Kirchengebäude die Rede, dass manche fürchteten, es könnte tatsächlich zu Gewalt kommen.
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