Für Kiew wäre schon ein Patt gut
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Dringend benötigte Unterstützung aus dem Westen: Ukrainische Soldaten mit amerikanischen 155-Millimeter-Haubitzen im Donezker Gebiet Bild: Reuters
Der ukrainische Präsident verspricht die komplette Befreiung des Landes. Doch dafür fehlt es der Armee an Stoßkraft und Luftunterstützung. Für bestimmte Geschütze geht bereits die Munition zur Neige.
Am 110. Tag des russischen Angriffs auf die Ukraine hat deren Präsident seinen Bürgern die Befreiung ihres Landes versprochen. Man werde das gesamte Territorium zurückerobern, die Besatzer aus allen Regionen vertreiben, sagte Wolodymyr Selenskyj am Montagabend in einer Videobotschaft. Er nannte den Donbass, Cherson, Melitopol und Mariupol, ja, sogar die Krim, die 2014 von Russland annektiert worden war. Jeder Besatzer dort solle wissen: „Dies ist nicht das Land, wo ihr Frieden haben werdet!“
Was der Präsident nicht erwähnte: Seine Streitkräfte erleiden gerade eine Niederlage. Von einer Befreiung der Gebiete, die sie seit Kriegsbeginn verloren haben, sind sie weit entfernt, von der Krim zu schweigen. Vielmehr erobern russische Truppen Stück für Stück die Stadt Sewerodonezk im Bezirk Luhansk. Dort toben seit Wochen die heftigsten Kämpfe, dort haben die Russen ihre Truppen konzentriert. Inzwischen sollen sie das Stadtzentrum kontrollieren, von siebzig Prozent der gesamten Stadt ist die Rede. Sie haben die letzte Brücke von dort nach Lyssytschansk zerstört, was den ukrainischen Soldaten den Rückzug erschwert. Noch sind sie nicht eingeschlossen, aber nach Einschätzung westlicher Beobachter ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Industriestadt fällt. Moskau hätte dann ein weiteres Kriegsziel erreicht: die Kontrolle über das gesamte Gebiet Luhansk.
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