Luftabwehr für die Ukraine? : Netanjahu will über Waffenlieferungen nachdenken
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Benjamin Netanjahu Bild: Reuters
Mit Rücksicht auf Russland hat Israel den ukrainischen Wunsch nach Waffensystemen bisher abgelehnt. Netanjahu deutet nun eine mögliche Neuausrichtung an.
Israel will die Verweigerung von Waffenlieferungen an die Ukraine möglicherweise revidieren. Er „denke darüber nach“, der Ukraine auch „andere Hilfe“ als humanitäre zukommen zu lassen, sagte Benjamin Netanjahu in einem Interview mit dem amerikanischen Sender CNN.
Der seit einem Monat amtierende Ministerpräsident wies zugleich auf die Zwänge hin, denen das Land unterliegt: Israel müsse in Syrien weiter Handlungsfreiheit haben, um Iran in Schach zu halten. Russland kontrolliert den Luftraum über Syrien, und Israel benötigt Moskaus Einverständnis, wenn es dort proiranische Kräfte angreift. Man habe „kein Bedürfnis, in eine russisch-israelische militärische Konfrontation zu geraten“, sagte Netanjahu in dem am Dienstagabend ausgestrahlten Interview.
Aus diesen Gründen hatte Israel den ukrainischen Wunsch nach Luftverteidigungssystemen, den Kiew schon vor dem Krieg geäußert hatte, bislang ausgeschlagen. Inzwischen kommen entsprechende Aufforderungen auch aus den USA. Israelische Medien berichteten vorige Woche, Washington verlange, dass Israel zwei ältere amerikanische Flugabwehrraketensysteme aus seinen Beständen liefere: Hawk und Patriot. Das Pentagon bestätigte die Berichte nicht, ein Sprecher sagte allerdings, dass man „kontinuierlich alle seine Partner bittet, mehr zu tun, um die Luftverteidigung der Ukraine zu unterstützen“.
Die Ukraine hätte gerne auch modernere Systeme aus Israel, etwa „Iron Dome“. Dieser ist allerdings nur zur Abwehr von Kurzstreckenraketen und Drohnen geeignet, und eine Batterie kann nur ein kleines Gebiet abdecken. Im Fall der Ukraine wären zahlreiche Batterien erforderlich. Kiew bat zudem um das Barak-System, das eine größere Reichweite von bis zu 150 Kilometern hat. Russland warnte Israel im Herbst davor, diese Systeme zu liefern.
Netanjahu, der sich seines guten Verhältnisses zu Wladimir Putin rühmt, sagte in dem Interview auch, er sei bereit, zwischen Moskau und Kiew zu vermitteln. Sein Vorvorgänger Naftali Bennett hatte kurz nach Kriegsbeginn auf Bitten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj einen Vermittlungsversuch gestartet, der ergebnislos blieb. Netanjahu sagte nun, er sei damals ebenfalls um Vermittlung gebeten worden, wollte aber nicht sagen, von wem. Nun wäre er bereit, „wenn ich von beiden Seiten gefragt werde und, offen gesagt, wenn ich von den Vereinigten Staaten gefragt werde“.