Der Krieg entzweit die Vettern
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Polens Präsident Andrzej Duda und der ungarische Präsident Janos Áder im November 2021 in Budapest Bild: AFP
Bis vor kurzem konnten Warschau und Budapest zusammen „Pferde stehlen“. Doch der Krieg gegen die Ukraine hat die Vorzeichen verändert. Denn Orbán tut sich schwer, Putin zu kritisieren.
Polen und Ungarn verstehen sich, einem alten polnischen Sprichwort zufolge, als „zwei Vettern“. Zumal seitdem in Budapest Viktor Orbán politisch das Sagen hat und in Warschau Jarosław Kaczyński, beide Anführer national-konservativer Parteien, wird die Beziehung intensiv gepflegt. Man gibt einander auch Rückendeckung in der EU. Über das Verhältnis zu Russland waren die beiden dagegen seit je unterschiedlicher Auffassung. Polen forderte konfrontative Eindämmung, Orbán versuchte es mit Umarmung. Bis zum 24. Februar ließ sich dieser Meinungsunterschied als nachrangig betrachten. Jetzt ist das nicht mehr möglich. Eine symbolträchtige Absage hat das jetzt offenbart, auch wenn sowohl Warschau als auch Budapest versuchten, die Sache nicht an die große Glocke zu hängen.
Eigentlich wollten die beiden Länder in diesen Tagen wieder einmal ihre Freundschaft feiern. Der „Tag der polnisch-ungarischen Freundschaft“ sollte in Bochnia bei Krakau stattfinden. Endlich wieder, denn die seit 2007 auf den 23. März datierte jährliche Veranstaltung war zweimal wegen der Pandemie ausgefallen. Auf höchster Ebene wollte man einander begegnen, angesagt hatten sich die Staatspräsidenten Andrzej Duda (Polen) und János Áder (Ungarn). Vorgesehen war, dass die beiden eine Statue der Heiligen Kinga einweihten, einer mittelalterlichen Königstochter aus Ungarn, die nach Polen heiratete. Dann jedoch musste Bürgermeister Stefan Kolawiński kurzfristig mitteilen, dass der für vorige Woche angesetzte Besuch abgesagt worden sei. Auch alle Kultur- und Sportveranstaltungen wurden gestrichen.
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