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Macron ruft im Kreml an : Zwei Stunden und zehn Minuten mit Putin

Der russische Präsident Wladimir Putin und sein französischer Amtskollege Emmanuel Macron am 7. Februar in Moskau Bild: AFP

Vor neuen EU-Sanktionen hat Emmanuel Macron im Kreml angerufen. Er versuchte Putin von einer Waffenruhe zu überzeugen. Putin forderte die Einstellungen der Waffenlieferungen.

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          Nach einem Monat Gesprächspause hat der französische Präsident Emmanuel Macron am Dienstag abermals mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefoniert. Nach Angaben des Elysée-Palastes tauschten sie sich zwei Stunden und zehn Minuten lang aus. Ziel sei es gewesen, Putin von der Notwendigkeit einer Waffenruhe zu überzeugen. Der Kreml teilte anschließend mit, Putin habe Macron aufgefordert, die Waffenlieferungen einzustellen.

          Michaela Wiegel
          Politische Korrespondentin mit Sitz in Paris.

          Der Anruf sei nach enger Absprache mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj anberaumt worden, verlautete aus dem Elysée-Palast. Frankreich hat derzeit die EU-Ratspräsidentschaft inne, es soll ein neues Sanktionspaket gegen Russland beschlossen werden. Macron könne eine Mittlerrolle spielen, sagte der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, am Dienstag im französischen Nachrichtensender LCI. Er traue Macron zu, „an der diplomatischen Front ein Ende des Krieges auszuhandeln“, sagte Klitschko. Macron hat in Aussicht gestellt, nach Kiew zu reisen, „wenn das nützlich ist“. Auch aufgrund der deutschen Befindlichkeiten hat er vorerst darauf verzichtet.

          „Ihnen sitzt dann jemand gegenüber, der alles leugnet“

          Zuletzt hatte Macron am 29. März mit Putin telefoniert. In der Regionalzeitung „Ouest-France“ erläuterte Macron, dass er „seit den Bildern von Butscha nicht mehr zum Telefonhörer gegriffen“ habe. Er sei „fassungslos und niedergeschmettert“ angesichts der russischen Gräueltaten gewesen. Es sei „hart“, mit Putin zu sprechen und „stundenlang zu erleben, wie Fakten geleugnet werden“. „Ihnen sitzt dann jemand gegenüber, der alles leugnet, darüber lacht und von Inszenierungen spricht“, führte er aus.

          Macron signalisierte zugleich seine Bereitschaft, weiter mit Putin zu reden, wenn die ukrainische Staatsführung sich etwas davon verspreche. „Ich habe Putin in der Vergangenheit jedes Mal kontaktiert, wenn der ukrainische Präsident mich dazu aufgefordert hat“, sagte er. Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hatte scharfe Kritik an den Telefonaten geübt.

          Am Wochenende hatten sich Macron und Selenskyj über die weitere Strategie ausgetauscht. Der französische Präsident versicherte, er wolle während seiner zweiten Amtszeit aktiv an der Wiederherstellung der Souveränität und der territorialen Integrität der Ukraine arbeiten. Es dürfe kein Zweifel daran bestehen, dass auch die Krim zum Staatsgebiet der Ukraine gehöre. Macron wird voraussichtlich am 7. Mai offiziell in sein Amt eingeführt und will unmittelbar danach nach Berlin reisen. Die Abstimmung mit den Verbündeten sei wichtig.

          Macron betonte, er werde die Militärhilfen verstärken. Frankreich hat bereits schwere Waffen wie Caesar-Haubitzen und Milan-Panzerabwehrraketen in die Ukraine geliefert. Ukrainische Soldaten werden in Frankreich geschult. Anders als in Deutschland gibt es keine öffentliche Debatte darüber, ob Frankreich wider Willen Kriegspartei werden könne. Macron hat stets betont, dass es sein Ziel sei, eine weitere Eskalation zu verhindern. Das bedeute auch, die Partner am Persischen Golf, in Indien und in China für die Politik des Drucks auf Russland zu gewinnen. Es müsse verhindert werden, dass nur Europa und die Vereinigten Staaten Moskau etwas entgegensetzten.

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