Sonnenseite der syrischen Finsternis: Azaz Bild: Nasim Zaki
Azaz im Norden Syriens erlebt unter türkischem Schutz einen ungekannten Aufschwung. Doch längst nicht alle profitieren. Mancher fürchtet, dass seine Heimat ein Schicksal als Kolonie Ankaras droht.
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Immer wenn die Schwärze durchbrochen wird, hellt sich auch die Miene von Mahmud Alito auf. Dann zeigt er auf die von Neonlicht erleuchteten Geschäfte oder die Baustellen und erzählt Erfolgsgeschichten. Der massige Mann steuert sein Auto durch Azaz, eine kleine Stadt im Norden Syriens, nahe der Grenze zur Türkei. Es ist später Abend, die in Dunkelheit getauchten Straßen leeren sich, aber Alito hat keine Mühe, entlang des Weges Leuchttürme der Aufbruchsstimmung auszumachen. „Das ist alles neu“, sagt er, als er an einem Autohaus vorbeifährt, vor dem Fahrzeuge aufgereiht stehen, die weit weniger zerbeult und verrostet sind als die hoffnungslos überladenen Kleinlaster, die sich im Licht seiner Scheinwerfer voranquälen. „Azaz boomt“, sagt Alito.
Früher war Azaz eine vernachlässigte Schmugglerstadt. Dann wurde der Ort in die Wirren des syrischen Bürgerkrieges hineingezogen. Als der Aufstand gegen Baschar al Assad losbrach, übernahmen Rebellen der „Freien Syrischen Armee“ die Kontrolle. Zwischenzeitlich wurde Azaz vom „Islamischen Staat“ (IS) beherrscht. Später rückten türkische Soldaten ein. Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte im Spätsommer 2016 die Operation „Schutzschild Euphrat“ befohlen, die zum einen gegen den „Islamischen Staat“ (IS) gerichtet war – die aber zum anderen verhindern sollte, dass von Amerika unterstützte kurdische Brigaden, die PKK-Anführer Abdullah Öcalan treu ergeben sind, einen durchgängigen Streifen Land entlang der türkisch-syrischen Grenze unter ihre Kontrolle bringen.
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