Ernüchtert in die Stichwahl
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Kaum zu übersehen: Ein riesiges Wahlplakat Kilicdaroglus hängt in Istanbul. Bild: EPA
In der Türkei hat Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu vor der Stichwahl Mühe, seine Anhänger zu mobilisieren. Viele wappnen sich für weitere fünf Jahre unter Recep Tayyip Erdogan.
Deniz fühlt sich fremd im eigenen Land. Die Türkei werde „immer arabischer“, findet sie. Falls Präsident Recep Tayyip Erdogan am kommenden Sonntag wiedergewählt wird, würde sie am liebsten auswandern. „Nach der Stichwahl werden wir entscheiden“, sagt sie. „Wenn es schlimm wird, können wir all unseren Besitz verkaufen und in Kroatien, Zypern oder Portugal ein Haus kaufen.“
Nur zwei Wochen ist es her, dass die Anhänger der Opposition voller Hoffnung waren. Dann kam die Wahlnacht vom 14. Mai. Seither herrscht Ernüchterung. Anders als von Meinungsforschern vorhergesagt, lag der Amtsinhaber im ersten Wahlgang deutlich vor seinem Herausforderer Kemal Kilicdaroglu. Der hätte sein Ergebnis trotzdem als Sieg verkaufen können. Noch nie hat es ein Herausforderer geschafft, Erdogan in eine Stichwahl zu zwingen. Stattdessen tauchte Kilicdaroglu vier Tage lang ab.
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