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Türkei : Mindestens zehn Tote bei Explosion am Istanbuler Flughafen Atatürk

  • Aktualisiert am

Bis zu vierzig Menschen sollen bei dem Anschlag auf den Flughafen Atatürk verletzt worden sein. Bild: Reuters

Der türkische Justizminister spricht von einem Selbstmordanschlag. Weitere zwanzig seien verletzt worden. Kanzlerin Merkel spricht den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus.

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          Bei einem Selbstmordanschlag auf den Atatürk-Flughafen der türkischen Millionenmetropole Istanbul sind zahlreiche Menschen getötet worden. Justizminister Bekir Bozdag sagte am Dienstagabend: „Nach ersten Erkenntnissen haben wir ungefähr zehn Todesopfer.“ Etwa 20 Menschen seien verletzt worden.

          Der Gouverneur der Region Istanbul sprach sogar von 28 Toten. Drei Selbstmordattentäter hätten den größten Flughafen der Türkei angegriffen, meldete der Sender CNN Türk unter Berufung unter den Istanbuler Gouverneur Vasip Sahin. Über die Nationalität der Opfer war zunächst nichts bekannt, die Behörden verhängten eine Nachrichtensperre.

          Dem Auswärtigen Amt lagen nach eigenen Angaben keine Informationen über deutsche Opfer vor. „Bisher haben wir keine Hinweise, dass Deutsche betroffen sind“, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts am Dienstagabend. Außenminister Frank-Walter Steinmeier äußerte sich entsetzt über die Anschläge. „Noch sind die Hintergründe unklar, aber alles deutet darauf hin, dass Terroristen erneut in der türkischen Metropole zugeschlagen haben“, sagte Steinmeier am Dienstagabend in Berlin am Rande eines Fastenbrechens mit Christen, Juden und Muslimen. „Wir stehen an der Seite der Türkei.“

          Aus türkischen Regierungskreisen hieß es, Polizisten hätten vor der Sicherheitskontrolle am Eingang des Internationalen Terminals auf der Ebene für ankommende Passagiere das Feuer auf Verdächtige eröffnet. Zwei Verdächtige hätten sich daraufhin in die Luft gesprengt. Mehrere Menschen seien verletzt worden.

          Kanzlerin Merkel nutzte eine Pressekonferenz auf dem EU-Gipfel in Brüssel, dafür, den Angehörigen der Opfer des Anschlags, ihr Beileid und das der anderen Staats- und Regierungschefs auszusprechen.

          Die amerikanische Luftfahrtbehörde hat sämtliche Flüge in die türkische Stadt gestrichen. Das erklärte eine Sprecherin der FAA am Dienstagabend. Auch Flüge aus Istanbul in die Vereinigten Staaten waren von der Maßnahme betroffen. Der amerikanische Präsident Barack Obama wurde unterdessen von seiner Anti-Terror-Beraterin Lisa Monaco über den Anschlag unterrichtet, wie es aus Regierungskreisen hieß.

          Die russische Fluggesellschaft Aeroflot strich wegen des Anschlags eine für diesen Mittwoch geplante Frühmaschine von Moskau nach Istanbul. Ein Aeroflot-Flugzeug, das sich am Dienstagabend auf dem Weg von Russland in die Türkei befand, kehre nach Moskau zurück, sagte ein Unternehmenssprecher der Agentur Tass zufolge.

          Auf den Flugverkehr zwischen Deutschland und der Türkei habe der Anschlag erst einmal keine gravierenden Auswirkungen, sagte am Dienstagabend der Flughafensprecher von Berlin-Tegel, Lars Wagner. Eine am Dienstagabend mit 209 Passagieren und dem Ziel Istanbul von Berlin-Tegel aus gestartetes Flugzeug der Turkish Airlines sei aber nach Ankara umgeleitet worden

          Am Mittwoch würden regulär fünf Flüge von Tegel nach Istanbul abgehen, sagte Wagner weiter. Aber: „Das muss nicht so bleiben.“ Vom Flughafen Schönefeld aus flögen zwei Gesellschaften: Air Pegasus und Onur Air, deren Flüge bisher noch nicht gestrichen seien.

          Auch sonst gebe es bislang keine Informationen über Flugausfälle oder -streichungen auf der Strecke Berlin-Istanbul. Gleichzeitig betonte Wagner: „Am Ende entscheiden das die Airlines.“ Am Istanbuler Atatürk-Flughafen wurde der Flugverkehr indes vorübergehend komplett eingestellt. Alle Flüge würden bis Mittwochmorgen um 08.00 Uhr zu anderen Flughäfen umgeleitet, hieß es aus türkischen Regierungskreisen.

          Zwei mögliche Täter-Organisationen

          Die Nachrichtenagentur DHA meldete, es sei an zwei verschiedenen Orten am Flughafen zu Terrorangriffen gekommen. Minister Bozdag sagte, es gebe Informationen, wonach es auch am Eingang zur Metro am Flughafen eine Detonation gegeben habe.

          DHA meldete weiter, der Ankunfts- und der Abflugbereich des größten Flughafens der Türkei seien vollständig gesperrt worden. Fotos vom Anschlagsort zeigten ein Bild der Verwüstung außerhalb des Ankunftsterminals, wo Passagiere gewöhnlich auf Taxis warten. Auf einem Foto war ein auf dem Boden liegendes Schnellfeuergewehr zu sehen.

          Westliche Sicherheitskreise vermuteten hinter dem Anschlag entweder die TAK – eine Splittergruppe der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK – oder die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS). Vor drei Wochen waren bei einem Anschlag der TAK in Istanbuls Stadtmitte elf Menschen getötet worden. Dieses Attentat vom 7. Juni war der dritte schwere Anschlag seit Jahresbeginn im Zentrum Istanbul.

          Die TAK hatte anschließend auch ausländische Urlauber vor Türkeibesuchen gewarnt. Bei einem IS-Selbstmordanschlag waren im Istanbuler Zentrum im Januar zwölf deutsche Urlauber getötet worden.

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