Ein kranker Präsident und sein toxisches Umfeld
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Der tschechische Präsident Miloš Zeman liegt gegenwärtig auf der Intensivstation des Militärkrankenhauses in Prag. Bild: Reuters
Die Erkrankung des tschechischen Präsidenten Miloš Zeman offenbart die Zustände in der Präsidialverwaltung auf der Prager Burg. Gegen Zemans „Kanzler“ ermittelt nun sogar die Polizei.
Tagelang hatte Miloš Vystrčil darauf gedrungen, endlich über den gesundheitlichen Zustand des tschechischen Staatspräsidenten Miloš Zeman informiert zu werden. Erst forderte der Präsident des Senats Auskunft von der Präsidialverwaltung auf der Prager Burg ein, die von „Kanzler“ Vratislav Mynář geleitet wird. Als von dort nichts kam, wandte er sich direkt an das Prager Militärkrankenhaus, in dem das Staatsoberhaupt behandelt wird. Dort benötigte man nochmals ein langes Wochenende, um sich der medizinischen, aber auch der rechtlichen Aspekte klarzuwerden. Schließlich hatte nicht nur die „Burg“ auf den Persönlichkeitsschutz des Erkrankten verwiesen. Auch dessen Ehefrau Ivana Zemanová hatte in einem dramatischen Appell um Geduld gebeten, damit sich ihr Mann erholen könne.
Doch Zeman ist ja nicht nur eine Person mit ihren schützenswerten Rechten, sondern der höchste Amtsträger der Tschechischen Republik. Und auf ihn warten wichtige Amtspflichten. Am vorvergangenen Wochenende fanden Parlamentswahlen statt, eine neue Mehrheit arbeitet gerade an einer Koalition. Der bisherige Ministerpräsident Andrej Babiš gab in der Woche nach der Wahl noch widersprüchliche Aussagen von sich, wie er sich verhalten wolle. Er war der einzige Politiker gewesen, den Zeman nach der Wahl getroffen hatte, ehe er anscheinend bewusstlos ins Krankenhaus gebracht wurde. Und Babiš gab zunächst an, er habe mit dem Präsidenten über die politische Lage gesprochen, dann aber behauptete er konkret, er sei mit der Regierungsbildung beauftragt worden.
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