Treibstoffengpässe : Libanesische Hizbullah droht mit Öl-Importen aus Iran
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Warteschlange an einer Tankstelle im Libanon Bild: Reuters
Im Libanon müssen Menschen oft stundenlang warten, um kleine Mengen an Benzin zu kaufen. Die einflussreiche Hizbullah sieht darin eine Demütigung – und will sich deshalb über die Iran-Sanktionen der USA hinwegsetzen.
Angesichts der anhaltenden Wirtschaftskrise im Libanon und dem damit verbundenen zunehmenden Treibstoffmangel will die schiitische Hizbullah-Miliz Kraftstoff aus Iran importieren. Hizbullah-Chef Hassan Nasrallah forderte die Behörden am Dienstag auf, ihre „Angst“ vor den USA zu überwinden und eine „mutige Entscheidung“ zu treffen. Andernfalls werde seine Miliz mit Teheran verhandeln, „Schiffe voller Treibstoff und Benzin und Schweröl kaufen und in den Hafen von Beirut bringen“.
Im Libanon gibt es seit Monaten erhebliche Kraftstoffengpässe. An Tankställen bilden sich oft lange Schlangen, Fahrer müssen teilweise mehr als eine Stunde warten, um auch nur kleine Mengen an Benzin zu kaufen. „Wir können diese Szenen der Demütigung nicht länger tolerieren“, erklärte Nasrallah, dessen Organisation von den USA als Terrorgruppe eingestuft wird.
Ölembargo der USA nach wie vor in Kraft
Die Hizbullah ist im Libanon äußerst einflussreich und eng mit Iran verbündet. Unter dem früheren Präsidenten Donald Trump waren die USA aus dem internationalen Atomabkommen mit Iran ausgetreten und hatten neue Sanktionen gegen Teheran verhängt. Trumps Nachfolger Joe Biden steht einer Rückkehr in das Atomabkommen zwar positiv gegenüber. Das strikte Ölembargo der USA gegen Iran ist aber nach wie vor in Kraft.
Der Libanon steckt in einer tiefen wirtschaftlichen Krise. Im vergangenen Jahr musste das Land eingestehen, seine Schulden nicht mehr bezahlen zu können. Die Währung verlor 85 Prozent an Wert, mehr als die Hälfte der Bevölkerung des kleinen Mittelmeerlandes lebt mittlerweile unter der nationalen Armutsgrenze.