Tote Flüchtlinge entdeckt : „Ein Lastwagen voller Leichen“
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Auf einem Standstreifen der A4 bei Parndorf entdeckten Polizisten die Leichen in diesem Lastwagen. Bild: dpa
In einem Lastwagen an einer Autobahn in Österreich sind die Leichen Dutzender Flüchtlinge gefunden worden. Die Polizei spricht von bis zu 50 Toten. „Schlepper sind Kriminelle“, sagt die Innenministerin des Landes. Angela Merkel zeigt sich auf der Balkankonferenz erschüttert.
In Österreich sind in einem Schlepperfahrzeug laut Polizei 20 bis 50 tote Flüchtlinge entdeckt worden. Die Leichen seien am Donnerstag in einem Lastwagen auf einem Standstreifen in der Nähe von Parndorf im Bezirk Neusiedl am See gefunden worden, berichtete die österreichische Nachrichtenagentur APA. Ein Sprecher des Innenministeriums in Wien sagte: „Es ist ein Lastwagen voller Leichen“. Die Tatortarbeit und die Bergung der Toten laufe. Nach den Schleppern werde mit Hochdruck gefahndet.
Flüchtlingstragödie : Dutzende Tote in Lastwagen gefunden
Nach Polizeiangaben wurde der Kühllaster am Donnerstagvormittag auf der Autobahn 4 im Burgenland auf dem Seitenstreifen entdeckt. Dort habe das Fahrzeug offenbar bereits seit Mittwoch gestanden. Der Verwesungsprozess der Leichen habe bereits eingesetzt. „Wir gehen davon aus, dass es sich hier um Flüchtlinge handelt“, sagte ein Polizeisprecher. Das Ziel des Fahrzeugs mit vermutlich slowakischem Kennzeichen sei nicht bekannt, das Führerhaus verlassen gewesen. Ob die Menschen beim Transport erstickt seien, wie in verschiedenen österreichischen Medien vermutet werde, könne zunächst nicht bestätigt werden.
Österreichs Innenministerin Johanna Mikl-Leitner sagte bei einer Pressekonferenz in Eisenstadt: „Dieser Tag ist für uns ein dunkler Tag.“ Der innereuropäischen Schlepperei müsse ein Ende bereitet werden. Die Tragödie zeige „die verabscheuungswürdigen Methoden der Schleppermafia in all ihrer Hässlichkeit auch in Österreich“. Wer jetzt noch immer meine, Schlepper seien generell gutmütige Fluchthelfer, dem sei „nicht zu helfen. Schlepper sind Kriminelle.“
Merkel: Eine Mahnung schnell Lösungen zu finden
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigt sich erschüttert über die Flüchtlingstragödie gezeigt. „Das mahnt uns, das Thema der Migration schnell und im europäischen Geist, das heißt im Geist der Solidarität, anzugehen und auch Lösungen zu finden", sagte Merkel zum Abschluss der Westbalkan-Konferenz in Wien. Sie sei aber der festen Überzeugung, dass Europa als reicher Kontinent in der Lage sei, die Flüchtlingskrise zu bewältigen. Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) sagte, der tragische Fall zeige, wie notwendig es sei, Menschenleben zu retten, indem das Schlepperwesen bekämpft werde.
Die Westbalkan-Konferenz beschäftigt sich mit der anhaltenden Flüchtlingskrise. Die sogenannte Balkan-Route wird von zahlreichen Flüchtlingen genutzt. Sie führt über die Türkei, Griechenland, Mazedonien und Serbien. Ungarn ist für Flüchtlinge ein Transitland, kein Zielland. Die meisten wollen weiter Richtung West- und Mitteleuropa.
Man müsse „mit aller Härte und null Toleranz" gegen die Schlepper vorgehen, sagte die österreichische Ministern Mikl-Leitner. Die gesetzlichen Maßnahmen müssten verschärft werden: „Es geht darum, die Schlepper in U- Haft zu bringen und nicht auf freiem Fuß anzuzeigen. Diese Leute gehören hinter Gitter!“ Die Schleppermafia müsse wissen, dass „sie sich in Österreich nicht sicher fühlen" könne.
De Maiziere: „Wütend und fassungslos“
Auch Bundesinnenminister Thomas de Maiziere forderte einen härteren Einsatz gegen Schlepperbanden. „Dass dort viele, viele Menschen ersticken, weil verbrecherische Schlepper an diesen Menschen und an den unwürdigen Transportbedingungen Geld verdienen, macht mich wütend und fassungslos“, sagte der CDU-Politiker in Nürnberg. Es komme jetzt zunächst darauf an, die Täter zu fassen. Wenn Deutschland dabei helfen könne, werde dies getan. Der Kampf gegen Schlepper müsse aber auch generell verstärkt werden.
Zudem sprach sich der Minister dafür aus, schnellstmöglich EU-Aufnahmestellen in Italien und Griechenland einzurichten. Damit könne verhindert werden, dass die Flüchtlinge weiter auf Schlepper angewiesen seien. In diesen Stellen sollen die Flüchtlinge registriert und ihr Schutzbedarf geprüft werden. Sei dieser gegeben, müssten die Menschen auf alle EU-Staaten verteilt werden. Er hoffe, dass diese sogenannten „Hotspots“ bis Jahresende funktionsfähig seine, sagte de Maiziere bei einem Besuch des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge.