Tötung von George Floyd : Ex-Polizist Chauvin zu 22,5 Jahren Haft verurteilt
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Demonstranten vor dem Gericht in Minneapolis Bild: AFP
Der Fall George Floyd hat die USA aufgewühlt: Nun steht das Strafmaß für den Polizisten fest, der den Tod des Afroamerikaners zu verantworten hat. Präsident Biden hält die Entscheidung für angemessen.
Im Prozess um die Tötung des Afroamerikaners George Floyd vor gut einem Jahr hat das zuständige US-Gericht eine Haftstrafe von 22 Jahren und sechs Monaten gegen den verurteilten weißen Ex-Polizisten Derek Chauvin verhängt. Das verkündete das Gericht am Freitag in Minneapolis. Chauvin war Ende April von den Geschworenen in dem Prozess unter anderem wegen Mordes zweiten Grades schuldig befunden worden. Nach deutschem Recht entspräche dies eher Totschlag. Die Verteidigung hatte eine Bewährungsstrafe für den 45-Jährigen gefordert, die Staatsanwaltschaft dagegen 30 Jahre Haft.
Floyds Familie zeigte sich mit dem Strafmaß zufrieden. „Dieser historische Schuldspruch bringt die Floyd-Familie und unsere Nation der Heilung einen Schritt näher, indem sie einen Abschluss und Rechenschaft liefert“, teilten Anwälte der Angehörigen zusammen mit der Familie Floyds am Freitag mit. Dieser „bedeutende Schritt“ sei in den USA vor kurzer Zeit noch undenkbar gewesen. Der amerikanische Präsident Joe Biden bezeichnete die verhängte Haftstrafe in einer ersten Reaktion am Freitag (Ortszeit) als angemessen.
Der 46 Jahre alte Floyd war am 25. Mai vergangenen Jahres in Minneapolis bei einer Festnahme ums Leben gekommen. Videos dokumentierten, wie Polizisten den unbewaffneten Mann zu Boden drückten. Chauvin presste dabei sein Knie gut neun Minuten lang auf Floyds Hals, während dieser flehte, ihn atmen zu lassen. Floyd verlor das Bewusstsein und starb wenig später. Die Beamten hatten ihn wegen des Verdachts festgenommen, mit einem falschen 20-Dollar-Schein bezahlt zu haben.
Die Geschworenen in dem Prozess hatten Chauvin in allen drei Anklagepunkten schuldig gesprochen – auch wegen Mordes dritten Grades und Totschlags zweiten Grades. Letzteres entspräche nach deutschem Recht eher fahrlässiger Tötung. Chauvin hatte auf nicht schuldig plädiert. Das Strafmaß wurde nach geltendem Recht im Bundesstaat Minnesota nur für den schwerwiegendsten Anklagepunkt verhängt. Richter Peter Cahill hatte die besondere Schwere der Tat anerkannt.
Vor der Verkündung des Strafmaßes hatte sich der Bruder von George Floyd emotional geäußert. „Was hast du gedacht, was ging dir durch den Kopf, als du auf den Nacken meines Bruders gekniet hast?“, sagte Terrence Floyd am Freitag in dem Gerichtssaal in Minneapolis in Anwesenheit des Verurteilten. Während seiner kurzen Rede musste Floyd immer wieder mit den Tränen kämpfen. Er forderte die „maximale Strafe“ für Chauvin.
Chauvin sprach den Angehörigen daraufhin sein „Beileid“ aus. Er hoffe, die Familie werde „Frieden“ finden, sagte der 45-Jährige am Freitag kurz vor der Verkündung des Strafmaßes im Gerichtssaal in Minneapolis. Mehr könne er aus rechtlichen Gründen nicht sagen.
Floyds gewaltsamer Tod hatte die USA aufgewühlt und die größte Welle an Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt seit Jahrzehnten ausgelöst.