Vierte Tat in wenigen Wochen : Israel erschüttert von blutiger Anschlagsserie
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Israelis gedenken am Freitag der Opfer des Anschlags in Tel Aviv Bild: AFP
Stunden nach dem blutigen Anschlag von Tel Aviv spüren Sicherheitskräfte den Attentäter in einer Moschee auf und töten ihn. Die Folgen dieser neuen Terrorwelle in Israel könnten die Region weiter erschüttern.
Die erleichternde Nachricht für die Bewohner Tel Avivs kam am Morgen: Der Attentäter, der am Abend zuvor mitten in der Stadt um sich geschossen, zwei Menschen getötet und mehrere weitere schwer verletzt hatte, war selbst getötet worden. Kräfte des Geheimdienstes spürten ihn laut offiziellen Angaben nach einer mehrstündigen Suche im arabischen Stadtteil Jaffa auf, wo er sich in der Nähe einer Moschee versteckt hielt. Dort sei er nach einem Feuergefecht erschossen worden, hieß es.
Damit endete, was Ministerpräsident Naftali Bennett Stunden zuvor als „sehr harte Nacht“ bezeichnet hatte. Die Folgen des jüngsten in einer Reihe von Terroranschlägen in Israel dürften aber noch lange zu spüren sein: Eine weitere Eskalation im israelisch-palästinensischen Konflikt droht, und auch die Stabilität der israelischen Regierungskoalition, die erst am Tag zuvor ihre Mehrheit im Parlament verloren hatte, könnte weiter beeinträchtigt werden, bis hin zum Sturz von Ministerpräsident Bennett.
Stundenlanger Großeinsatz in der ganzen Stadt
Der Täter war lokalen Medienberichten zufolge ein 28 Jahre alter Palästinenser, der im Flüchtlingslager in Dschenin lebte. Am Donnerstagabend hatte Raed Hazem in eine Bar auf der Dizengoff-Straße im Herzen Tel Avivs betreten. Dort begann der schwarz gekleidete Mann mit einer Waffe auf Gäste zu feuern, anschließend floh er. Zwei Männer, 27 und 29 Jahre alt, erlagen ihren Verwundungen. Mehr als ein Dutzend weitere Opfer wurde, teils schwer verletzt, ins Krankenhaus gebracht. Einer befand sich am Freitagmorgen noch in kritischem Zustand.
Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, wie Menschen in Panik vom Tatort wegrannten. Trotz eines Großeinsatzes mit Tausenden von Sicherheitskräften dauerte es neun Stunden, bis Hazem gefunden wurde. Viele Bewohner Tel Avivs verließen in dieser Zeit ihre Wohnungen aus Angst nicht, es gab Aufrufe, Türen und Fenster zu verriegeln. Polizeichef Jakob Schabtai sagte am Freitagmorgen, die Sicherheitskräfte seien weiter in höchstem Alarmzustand. Auch während des islamischen Freitagsgebets – des ersten im diesjährigen Fastenmonat Ramadan, der vor wenigen Tagen begann – werde die Polizei für Sicherheit sorgen. Der Tel Aviver Polizeichef teilte mit, es habe keine Warnungen vor dem Anschlag gegeben.
Ministerpräsident Naftali Bennett kündigte ein striktes Vorgehen gegen die Gewalt in der Region an. Die Regierung habe den Sicherheitsbehörden „volle Handlungsfreiheit, um den Terror zu besiegen“ eingeräumt, sagte er am Freitag. „Für diesen Krieg gibt es keine Grenzen, und es wird auch keine geben“, sagte Bennett in Tel Aviv.
Der Angreifer hatte am Donnerstagabend in einem beliebten Ausgehviertel von Tel Aviv zwei Menschen erschossen und zahlreiche weitere verletzt. Bei den beiden Getöteten handelte es sich um zwei 27-jährige Jugendfreunde aus der Stadt Kfar Saba, wie deren Bürgermeister Rafi Saar mitteilte.