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Terror in Teheran : Ein großer Erfolg für den IS

Der Anschlag von Teheran trifft die Iraner besonders unvermittelt. Sogleich versuchen die Hardliner ihren eigenen Einfluss auszuweiten. Das verheißt nichts Gutes für den Konflikt mit Saudi-Arabien.

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          Für die Terroristen vom „Islamischen Staat“ ist der Anschlag von Teheran, also auf das politische Zentrum des schiitischen Islams, ein großer Propagandaerfolg. Der Hass auf Iran eint viele sunnitische Extremisten. Trotzdem war es dem allgegenwärtigen iranischen Geheimdienst jahrelang gelungen, Schlimmeres zu verhindern – bis jetzt. Auch deshalb trifft der Anschlag die Iraner besonders unvermittelt. Wie in anderen Ländern wird der Terror auch in Iran dazu führen, dass sich die Reihen hinter den Sicherheitskräften schließen. Diese werden in Iran von Hardlinern kontrolliert, die sogleich versuchten, den Angriff zu nutzen, um den eigenen Einfluss auszuweiten.

          Die Revolutionsgarden bezichtigten Saudi-Arabien, in den Anschlag verwickelt zu sein. Das verheißt nichts Gutes für den Konflikt mit Riad, der sich in den vergangenen Tagen nach dem Waffendeal mit Washington gefährlich zugespitzt hat. Siehe Qatar. Viele Iraner werden gern bereit sein, den Worten der Revolutionsgarden Glauben zu schenken, denn sie betrachten Riad ohnehin als geistigen Vater des IS. Solche Stimmen, die für Deeskalation und eine Annäherung an Saudi-Arabien plädieren, zu denen in der Vergangenheit auch Präsident Hassan Rohani zählte, dürften vorerst verstummen.

          Der Angriff von Teheran erinnert daran, dass der IS in einem Umfeld florieren konnte, in dem sich mehrere Konfliktlinien überlagern. Iran finanziert einerseits Terrorgruppen, ist aber andererseits eine relevante Kraft im Kampf gegen den IS und hat maßgeblich zu dessen Zurückdrängung beigetragen. Diese Erfolge sind in Gefahr, wenn der Konflikt zwischen Riad und Teheran weiter eskaliert.

          Friederike Böge
          Politische Korrespondentin für die Türkei, Iran, Afghanistan und Pakistan mit Sitz in Ankara.

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