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Konflikt am Golf : Teheran warnt Amerika vor Angriff

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Ein Mann im Juni vor einem Wandgemälde in Teheran Bild: EPA

Iran werde keine Verletzung seiner Grenzen hinnehmen, heißt es aus dem Außenministerium in Teheran. Der amerikanische Präsident droht derweil mit „Vernichtung, wie man sie noch nie gesehen hat“.

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          Iran hat den Vereinigten Staaten mit Konsequenzen gedroht, falls sie den Luftraum des Landes verletzen sollten. Iran sei es egal, was der amerikanische Präsident Donald Trump sage oder welche Entscheidungen er treffe, sagte Außenamtssprecher Abbas Mussawi am Samstag der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim. „Wichtig ist nur, dass wir keine Verletzungen unserer Grenzen dulden und auf jede Gefahr konsequent reagieren werden“, fügte er hinzu. Iran treffe seine Entscheidungen selbst und unabhängig von anderen. Auch die iranischen Streitkräfte haben vor einem Angriff auf ihr Land gewarnt. Schon ein einziger Schuss könnte die Nahost-Region und die dortigen Interessen der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten „in Brand setzen“, sagte der Sprecher des iranischen Generalstabs, Abolfasl Schekartschi, am Samstag der Nachrichtenagentur Tasnim. Er fügte hinzu, derzeit sei Teheran in der Region im Vorteil.

          Die seit Monaten andauernden Spannungen zwischen Iran und den Vereinigten Staaten hatten sich am Donnerstag und Freitag gefährlich zugespitzt. Iran schoss zuerst eine unbemannte amerikanische Aufklärungsdrohne ab, die nach Angaben aus Teheran den Luftraum des Landes verletzt und auf mehrere Warnungen nicht reagiert hatte. Nach amerikanischen Angaben flog die Drohne in internationalem Luftraum. Wegen des Vorfalls hat Teheran nun auch den Geschäftsträger der Botschaft der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) einbestellt. Nach iranischen Angaben soll die unbemannte Aufklärungsdrohne von einer amerikanischen Militärbasis in den VAE gestartet und dann in Richtung Iran geflogen sein. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA vom Samstag protestierte Teheran aufs Schärfste gegen eine „inakzeptable Zusammenarbeit“ der VAE mit ausländischen Truppen für militärische Übergriffe auf iranische Grenzen.

          Amerika hatte daraufhin am Freitag mit einer Militäraktion antworten wollen, der Präsident hatte sie jedoch kurz vor Durchführung abgebrochen. Trump begründete den gestoppten Angriff auf Iran unter anderem damit, dass die vom amerikanischen Militär erwarteten 150 Toten im Vergleich zum Abschuss einer Drohne durch Iran „unverhältnismäßig“ gewesen wären. Auch Iran gab zu verstehen, dass er kein Interesse an Todesopfern auf amerikanischer Seite habe. Demnach wurde ein bemanntes Aufklärungsflugzeug vom Typ Poseidon, das gemeinsam mit der Drohne in den iranischen Luftraum eingedrungen sei, nicht abgeschossen.

          Dem Sender NBC sagte Trump laut vorab veröffentlichten Auszügen, er habe zu dem Zeitpunkt seine endgültige Zustimmung zu dem Angriff noch nicht gegeben, auch seien noch keine Flugzeuge in der Luft gewesen. Gleichzeitig aber erneuerte der Präsident seine Drohung gegen Teheran.

          Streit um das Atomabkommen

          Die Flugzeuge hätten jedoch schon vor ihrem Start gestanden, und die Situation wäre zu einem Punkt gekommen, an dem es kein Zurück mehr gegeben hätte, sagte Trump NBC. Er bekräftigte, er wolle keinen Krieg mit Iran, doch sollte es dazu kommen, dann gebe es eine „Vernichtung, wie man sie noch nie gesehen hat“.

          Bild: dpa

          Hintergrund der Spannungen ist das von den Vereinigten im Mai 2018 aufgekündigte Atomabkommen. Der amerikanische Präsident Trump will die Führung in Teheran jetzt mit den bislang härtesten Sanktionen gegen den Öl- und Bankensektor zwingen, einer Neuverhandlung des Abkommens und schärferen Auflagen zuzustimmen. Teheran lehnt das ab. Solange Trump nicht zum Atomdeal zurückkehre und die Sanktionen nicht aufhebe „wird Iran nicht mit Amerika verhandeln, auch wenn es zu weiteren Spannungen führen sollte“, sagte Präsident Hassan Rohani.

          Außenamtssprecher Mussawi stellte den im Atomvertrag verbliebenen Unterzeichnerstaaten – das sind die UN-Vetomächte China, Frankreich, Großbritannien, Russland sowie Deutschland – abermals ein Ultimatum bis zum 7. Juli. Sollten sie den Atomdeal bis dahin nicht vertragsgerecht umsetzen, werde der Iran seinen Teilausstieg fortsetzen. „Was dann passiert, ist ja allgemein bekannt“, so der Sprecher.

          Iran will sein Uran dann unbegrenzt anreichern und sich nicht mehr an die im Atomabkommen vorgeschriebene Obergrenze von 3,67 Prozent halten. Experten sehen darin das Ende des Atomabkommens und eine neue Eskalationsstufe.

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