„Werft den Schwarzen Peter raus“
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Teilnehmerin einer Demonstration gegen Rassismus am Mittwoch in Rotterdam Bild: Thomas Gutschker
Auch in den Niederlanden klagen Einwanderer schon lange über Rassismus. Jetzt demonstrieren in Rotterdam Tausende Bürger. Ausgerechnet auf den muslimischen Bürgermeister der Stadt sind viele von ihnen nicht gut zu sprechen.
Viermal haben die Niederländer in dieser Woche schon gegen Rassismus demonstriert. Jedes Mal riefen sie im Stakkato: „Black lives matter!“ Und jedes Mal kamen mehr Menschen, als Veranstalter und Behörden erwartet hatten. Am Mittwochabend in Rotterdam waren es so viele, mehr als 4000, dass die Demonstration von den Ordnungskräften vorzeitig aufgelöst wurde. „Jammerschade“ fand das der Bürgermeister Ahmed Aboutaleb, der schon den größten Platz in seiner Stadt freigeräumt hatte: die mächtige Erasmusbrücke im Zentrum. Leider hätten die Menschen den Mindestabstand von anderthalb Metern nicht eingehalten. Die Bewegung, die hier gerade entsteht, wird das nicht aufhalten. Ihr geht es nicht in erster Linie um George Floyd in Amerika; dessen gewaltsamer Tod ist nur der Anlass. Es geht um Rassismus und Diskriminierung in den Niederlanden.

Politischer Korrespondent für die Europäische Union, die Nato und die Benelux-Länder mit Sitz in Brüssel.
Die Teilnehmer in Rotterdam hatten darüber allerlei zu berichten. „Es ist Zeit, Farbe zu bekennen“, sagte eine Frau, die als junges Mädchen mit ihren Eltern aus Surinam eingewandert war. Sie erlebe den Rassismus nicht als eklatant, aber trotzdem als Teil ihres Alltags. Farbige Jungs würden viel öfter von der Polizei angehalten und kontrolliert. Ihr Bruder habe es in der Schule schwerer gehabt als weiße Kinder; die Lehrer hätten ihm den Weg zu höherer Bildung versperrt. Ihr selbst erging es besser. Jetzt, mit 28 Jahren, forscht sie an der Universität über nachhaltige Entwicklung. Trotzdem sagten immer wieder Leute zu ihr: „Du sprichst wirklich gut Niederländisch.“
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