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Tabak-Bann : Neuseeland will Zigarettenverkauf an kommende Generationen verbieten

Künftige Generationen in Neuseeland sollen nie legal Tabakwaren kaufen können. Bild: dpa

Rauchen gilt als häufigste vermeidbare Todesursache in Neuseeland. Die Regierung schränkt den Verkauf von Tabakprodukten deshalb drastisch ein. Für künftige Generationen soll ein vollständiges Verbot gelten.

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          Neuseeland will mit einem bisher einzigartigen Aktionsplan zu einem der ersten rauchfreien Länder der Welt werden. Wie die Regierung in Wellington am Donnerstag berichtete, soll das geplante Gesetz unter einem „Smokefree 2025 Action Plan“ verhindern, dass nachfolgende Generationen überhaupt noch in Versuchung kommen, mit dem Rauchen zu beginnen. Demnach dürften Jugendliche, die bei Inkrafttreten des Gesetzes im Jahr 2027 gerade 14 Jahre alt oder jünger sind, in ihrem Leben nie mehr in dem Land Tabakprodukte kaufen. Außerdem werde die Altersgrenze, unter der Tabakprodukte legal erworben werden dürfen, von Jahr zu Jahr um zwölf Monate angehoben. Derzeit dürfen Neuseeländer ab 18 Jahren Tabakprodukte kaufen.

          Till Fähnders
          Politischer Korrespondent für Südostasien.

          Die stellvertretende Gesundheitsministerin Ayesha Verrall sprach von einem „historischen Tag für die Gesundheit“. Rauchen sei mit 4000 bis 5000 Toten im Jahr die häufigste vermeidbare Todesursache in dem Land. „Wir wollen sicherstellen, dass junge Leute nie mit dem Rauchen anfangen.“ Die Regierung hat sich das Ziel gesetzt, dass 2025 nur noch weniger als fünf Prozent der Neuseeländer rauchen. „Die Hälfte derjenigen, die mit dem Rauchen anfangen, sterben an den Folgen. Ich denke, jeder ist damit einverstanden, dass wir die Zahl der Menschen, die mit dem Rauchen überhaupt anfangen, reduzieren müssen“, sagte Premierministerin Jacinda Ardern.

          Die Regierung will einen entsprechenden Gesetzentwurf Mitte des kommenden Jahres ins Parlament bringen. Dazu gehören neben dem Tabakverbot für die kommenden Generationen auch noch weitere Maßnahmen. So soll es strafbar werden, Tabakprodukte an Jugendliche zu verkaufen. Außerdem wird die Zahl der Geschäfte, die Tabakwaren verkaufen dürfen, sowie der Nikotingehalt in den verfügbaren Produkten verringert. Dar­über hinaus soll Rauchern auch bei der Entwöhnung geholfen werden.

          Den Vorschlag, stattdessen einfach weiter die Steuern für Zigaretten zu erhöhen, hat die Regierung zurückgewiesen. Ihr zufolge stößt die Strategie, die Menschen durch immer höhere Preise vom Rauchen abhalten zu wollen, mittlerweile an ihre Grenzen. Es würden vor allem diejenigen getroffen, denen es besonders schwerfalle, vom Nikotin zu lassen. „Deshalb müssen wir uns um Alternativen bemühen. Und in diesem Aktionsplan geht es darum, was als Nächstes getan wird“, sagte Ardern. Höhere Steuern würden insbesondere Gesellschaftsschichten mit niedrigerem Einkommen treffen, da unter ihnen der Anteil der Raucher höher sei als im Durchschnitt.

          Besonders stark betroffen sind auch die Maori, die neuseeländischen Ureinwohner, und die Gemeinden der Pazifikinsulaner. Im Durchschnitt rauchen in Neuseeland derzeit noch elf Prozent der Erwachsenen, unter den Maori sind es dagegen 22 Prozent. Aus diesem Grund hat die Regierung eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die sich speziell um die Frage kümmern soll, wie der Tabakkonsum unter den Ureinwohnern verringert werden könnte. Die Nutzung von E-Zigaretten ist von dem Plan nicht betroffen, da diese als mögliches Zwischenprodukt auf dem Weg zum Aufhören gesehen werden. Kritiker sagen, dass die Zahl der Raucher ohnehin so sinke, dass die Maßnahmen überflüssig seien. Sie rechnen auch mit negativen Folgen der Maßnahmen für den Einzelhandel.

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