Terrorismus : Zahl der Terrortoten in OECD-Ländern steigt rapide
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Polizisten bewachen ein Jahr nach den Terroranschlägen von Paris den Konzertsaal Bataclan. Bild: AFP
Einer Studie zufolge sind in Industriestaaten im vergangenen Jahr über 500 Menschen bei Terroranschlägen gestorben – sieben Mal mehr als noch 2014.
Die Zahl der Toten durch Anschläge in Industriestaaten ist einer Studie zufolge im vergangenen Jahr sprunghaft angestiegen. Die meisten Opfer habe es durch Attentate der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) gegeben, teilte das Londoner Forschungsinstitut „Institute for Economics and Peace“ (IEP) am Mittwoch mit. Die Zahl der Terrortoten schnellte in den Mitgliedsländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) 2015 um mehr als das Siebenfache nach oben, auch weil die Extremisten verstärkt im Ausland tätig sind.
Nach 77 Terroropfern im Jahr 2014 starben ein Jahr darauf 577 Menschen in OECD-Ländern. Allein bei den IS-Anschlägen in Paris vor einem Jahr kamen 130 Menschen ums Leben. Zur OECD gehören 35 Industrienationen in Amerika, Europa und dem Pazifikraum sowie die Türkei.
Weltweit sei die Zahl der Todesopfer durch Terroranschläge im vergangenen Jahr aber zurückgegangen, berichtet das Institut. Sie sank erstmals seit vier Jahren und zwar um zehn Prozent auf 29.376 Opfer. Vor allem die Militäraktionen gegen den IS im Irak und gegen die Gruppe Boko Haram in Nigeria hätten Erfolg gezeigt: Dort sei die Zahl der Terroropfer um rund ein Drittel gesunken.
Zugleich habe es aber eine Verschiebung in westliche Staaten gegeben. 21 der 34 OECD-Mitgliedsländer hätten zumindest einen Anschlag erlebt. Am schlimmsten traf es Frankreich und die Türkei. Hauptverantwortlich ist der IS. Die Terrormiliz weitete ihre Aktivitäten im Jahr 2015 von 14 auf 28 Länder aus.
Terrorismus im Westen langfristig bekämpfen
IEP-Forschungsdirektor Daniel Hyslop warnte jedoch davor, Rückschlüsse auf die Herkunft der Attentäter zu ziehen. „Die ganz überwiegende Mehrheit der islamistischen Angriffe in Europa kam von Leuten, die dort aufgewachsen waren“, sagte Hyslop der Deutschen Presse-Agentur.
Ein Jahr nach dem Terror : Frankreich gedenkt der Opfer der Pariser Anschläge
Ob sich die Anziehungskraft des IS mit einer Niederlage in seinen Hochburgen im Irak und in Syrien vermindern lässt, ist Hyslop zufolge schwer vorauszusagen. Doch es bestehe Grund zur Hoffnung: Gerade weil der IS beispielsweise sehr konkrete Prophezeiungen für seine Erfolge in der Zukunft mache, könnten militärische Rückschläge die Anhänger desillusionieren. „Es ist sehr gut möglich, dass die Gruppe geschwächt wird, wenn man ihre Anführer ausschaltet“, sagte Hyslop.
In westlichen Ländern dagegen seien vor allem langfristige Strategien nötig, um den Terror zu bekämpfen. Jugendarbeitslosigkeit, hohe Kriminalität, leichte Verfügbarkeit von Waffen und fehlendes Vertrauen in demokratische Prozesse seien dort die Hauptfaktoren für die Radikalisierung von Menschen.
Die IEP-Untersuchung ergab ferner, dass sich der wirtschaftliche Schaden durch Terrorakte weltweit auf fast 90 Milliarden Dollar belief. Am stärksten betroffen sei der Irak.