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Studie der Universität Oxford : Jeder zweite Brite neigt zu Verschwörungstheorien

Demonstration gegen die Corona-Beschränkungen in der Nähe des Hauptquartiers von Scotland Yard in London Bild: AP

Ist das Coronavirus nur Panikmache, um den Brexit zu verhindern? Proteste gibt es in Großbritannien weniger als in Deutschland. Aber Verschwörungstheorien haben auch hier viele Anhänger, wie eine neue Studie der Universität Oxford zeigt.

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          Im Vergleich zu Deutschland halten sich die Anhänger von Verschwörungstheorien im Vereinigten Königreich mit öffentlichen Protesten zurück, aber das heißt nicht, dass die Briten gegen unbegründete oder wirre Annahmen immun wären. Laut einer Erhebung der Universität Oxford neigt sogar die Hälfte der Briten in verschiedenen Abstufungen dazu, Verschwörungstheorien zu folgen. 25 Prozent stimmten Verschwörungstheorien „zu einem gewissen Grad“ zu, 15 Prozent zeigten „beständige Zustimmungsmuster“ und zehn Prozent einen „hohen Grad an Zustimmung“.

          Jochen Buchsteiner
          Politischer Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

          Die Studie, die am Freitag in der Fachzeitschrift „Psychological Medicine“ veröffentlicht wurde, geht auf eine repräsentative Befragung von 2500 erwachsenen Briten zurück, die in der Woche vor dem 11. Mai online durchgeführt wurde. Die Forscher fanden heraus, dass mehr als 20 Prozent der Befragten das Coronavirus „bis zu einem gewissen Grad für eine Art Erfindung halten“. 40 Prozent sehen in der Verbreitung des Virus einen „bewussten Versuch mächtiger Leute, Kontrolle auszuüben“, und fast 60 Prozent glauben, dass sie von ihrer Regierung über die Ursache der Pandemie in die Irre geführt werden.

          Verschwörungstheoretiker halten weniger Abstand

          Daniel Freeman, Professor für Klinische Psychologie in Oxford und Leiter der Studie, machte am Freitag darauf aufmerksam, dass sich der Glaube an Verschwörungstheorien auch im Verhalten ausdrückt. „Wer an Verschwörungstheorien glaubt, neigt weniger dazu, Empfehlungen der Regierung zu folgen, zum Beispiel zu Hause zu bleiben, keine anderen Menschen außerhalb des eigenen Haushalts zu treffen oder zwei Meter Abstand zu halten, wenn man sich draußen aufhält.“ Sie würden auch seltener eine Schutzmaske tragen oder Impfungen akzeptieren.

          22 Prozent der Briten stimmen, wiederum mit einem unterschiedlichen Grad an Überzeugung, der Theorie zu, dass das Virus auf eine „globale Verschwörung“ zurückgehe oder eine „fremde Waffe zur Zerstörung der Menschheit“ sei. Ähnlich viele glauben, dass der Lockdown von Umweltaktivisten eingeführt wurde, um den Rest der Gesellschaft zu kontrollieren. Jeder vierte Brite ist mehr oder weniger davon überzeugt, dass die Vereinten Nationen und die Weltgesundheitsorganisation WHO das Virus hergestellt haben, um globale Kontrolle auszuüben. Mehr als 22 Prozent der Briten halten das Virus für eine „taktische Panikmache, um den Brexit zu verhindern“.

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