Verfehlte Öko-Wende verschärft Sri Lankas Krise
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Aufgebracht: Demonstranten am Dienstag in Colombo Bild: EPA
Die Polizei schießt in Sri Lanka auf Demonstranten. Das Volk wirft der Regierung Misswirtschaft vor. Dazu gehört auch der missglückte Schwenk auf Bio-Anbau.
Der Boden im Bezirk Gampaha, etwa eine Stunde Fahrt von der Hauptstadt Colombo entfernt, eignet sich den Bauern zufolge ausgesprochen gut für den Anbau von Ananas. Doch das, was sich derzeit auf den Feldern befindet, lässt zu wünschen übrig. Der Bauer deutet auf ein Gewächs, das auf seinem Feld steht. „Das ist eine gesunde Pflanze, aber die Frucht ist zu klein“, sagt der 38 Jahre alte Bauer Jeevan Mahesh, der zwischen den Pflanzenreihen auf einem abschüssigen Feld steht. Über ein Kilogramm werde diese Frucht wohl nicht kommen, sagt er. Das ist aber die Schwelle, von der an er einen höheren Preis verlangen kann. Als Ursache für das mangelnde Wachstum macht der Bauer den fehlenden Dünger verantwortlich. „Wir sind ein kommerzieller Betrieb, wir können nicht allein auf organischen Dünger setzen“, sagt er. Er schätzt, dass er bei dieser Ernte 30 bis 40 Prozent weniger Ertrag einfahren wird.
Verantwortlich für die Probleme sei die Regierung Sri Lankas, die vor etwa einem Jahr den Import chemischer Düngemittel und Pestizide untersagt hatte. Das Ziel war eine vollständige Umstellung der sri-lankischen Wirtschaft auf ökologischen Anbau. Die Umstellung war ein Versprechen des heutigen Präsidenten Gotabaya Rajapaksa aus dem Wahlkampf im Jahr 2019. Er stellte damals die gesundheitlichen Vorteile in den Vordergrund. Wie sich herausstellte, überforderte die abrupte Umstellung aber die Landwirtschaft. Die meisten Bauern hatten keine Erfahrung mit dem Bioanbau. Zudem fehlte es an einheimisch produziertem organischem Dünger. Der Dünger, den die Regierung aus China importieren wollte, war mit schädlichen Mikroorganismen und Erregern verunreinigt. Die Ernte wichtiger landwirtschaftlicher Produkte wie Reis und Tee, der allein für zehn Prozent der sri-lankischen Exporte steht, brach um bis zu 40 Prozent ein. Große landwirtschaftliche Flächen blieben unbestellt. Viele Bauern geben nun auf. Beobachter fürchten, dass in Zukunft in Sri Lanka wieder Menschen Hunger leiden könnten.
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