Nach 30 Jahren Haft in Amerika : Verurteilter Spion Pollard in Israel angekommen
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Ehrenvoller Empfang für einen Spion, der seine Erkenntnisse an Israel verkaufte: Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (rechts) in der Nacht zum Mittwoch mit Jonathan und Esther Pollard auf dem Flughafen von Tel Aviv Bild: dpa
Dreißig Jahre verbrachte er hinter Gittern in Amerika, weil er für Israel spionierte. Nach seiner Entlassung ist Jonathan Pollard jetzt in Israel angekommen. Am Flughafen macht er dem jüdischen Volk ein Versprechen.
Der jahrzehntelang wegen Spionage für Israel inhaftierte ehemalige amerikanische Geheimdienstler Jonathan Pollard ist nach Israel ausgereist. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu empfing Pollard und dessen Frau Esther am Mittwochmorgen persönlich am Flughafen in Tel Aviv. „Willkommen zurück. So gut, dass ihr nach Hause gekommen seid“, wurde der Regierungschef in einer Stellungnahme seines Büros zitiert. Eine Videoaufnahme zeigt, wie Pollard israelischen Boden küsste. Zunächst hatte die Zeitung „Israel Hayom“ über dessen Ankunft berichtet.
Als ziviler Geheimdienstanalyst für die amerikanische Marine hatte Pollard in den achtziger Jahren Militärgeheimnisse an Israel verkauft. 1985 wurde er verhaftet, nachdem er sich vergeblich um Asyl in der israelischen Botschaft in Washington bemüht hatte. Pollard bekannte sich schuldig. Die Affäre brachte Israel in Verlegenheit und belastete über Jahre hinweg die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten.
Pollard wurde mit lebenslanger Haft belegt. Immer wieder sprachen sich Pentagon- und Geheimdienstmitarbeiter gegen seine Entlassung aus. Doch nach 30 Jahren in einem Bundesgefängnis kam Pollard im November 2015 frei. Es folgte eine fünfjährige Bewährungsphase, die im November dieses Jahres endete. Dies ebnete wiederum den Weg für seine Ausreise aus den Vereinigten Staaten. Schon kurz nach seiner Entlassung hatte Netanjahu Pollard versichert, dass Israel auf ihn warte. Sein Land werde auch für eine hochkarätige medizinische Behandlung seiner Frau Esther sorgen, die an Krebs leidet, versprach Israels Regierungschef.
Diplomatisches Geschenk von Trump an Netanjahu
Nach der Ausreise in einem Privatflugzeug des amerikanischen Milliardärs und Casino-Betreibers Sheldon Adelson freuten sich der 66 Jahre alte Pollard und seine Frau über die Ankunft am Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv. Auch Esther Pollard küsste den israelischen Boden. Danach bedankte sich Pollard bei Netanjahu und dem jüdischen Volk, ihn unterstützt zu haben. „Wir hoffen, so bald und so schnell wie möglich produktive Bürger zu werden und mit unseren Leben hier weiterzumachen.“
Pollards Freilassung kann als diplomatisches Geschenk des scheidenden Präsidenten Donald Trump an Netanjahu gesehen werden. Die beiden waren auf internationaler Bühne enge Verbündete. In den vergangenen vier Jahren erkannte Trump Jerusalem als israelische Hauptstadt an und ließ die Botschaft dorthin umziehen. Unter Vermittlung der Vereinigten Staaten vereinbarten Israel und mehrere arabische Länder zudem, die diplomatischen Beziehungen zu normalisieren.