Spanien : Feiertag ohne Pomp
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Soldaten der Spanischen Legion während der Militärparade. Bild: dpa
Spanien feierte seinen Nationalfeiertag am Freitag sparsam - ohne Flugschau und Panzer. Die Katalanen blieben den Festivitäten in Madrid demonstrativ fern.
Es war spanischer Nationalfeiertag und einer ging nicht hin: Artur Mas, der Ministerpräsident von Katalonien. Der „Tag der Hispanidad“, an dem auch der Entdeckung Amerikas durch den italienischen Seefahrer in spanischen Diensten Christoph Kolumbus gedacht wird, stand in diesem Jahr unter keinem guten Stern. Im Schatten der Wirtschaftskrise und der separatistischen Bestrebungen von Katalonien war es eine Sparveranstaltung mit symbolischer Spaltung. Weil die Staatskasse leer ist, wurde die traditionelle Militärparade im Zentrum von Madrid auf die bloßen Gräten reduziert: Keine Panzer, keine Flugschau, nicht einmal die gewohnte Punktlandung eines Fallschirmjägers mit der Fahne vor der königlichen Tribüne.
Neben König Juan Carlos, Königin Sofía, dem Kronprinzen Felipe und seiner Frau Letizia fehlten die Infantinnen. Weil offenbar die Botschaft vom Hofe vermittelt werden sollte, dass es auf diesen Kern der Familie ankomme, sah man Felipes geschiedene älteste Schwester Elena nur auf einer entfernten Ehrenbank und die jüngere Schwester Cristina fehlte. Gegen ihren Mann Iaki Urdangarin läuft ein Ermittlungsverfahren wegen Korruption und Missbrauchs öffentlicher Mittel. Das Publikum schien derweil dem Monarchen, der in der Uniform eines Generals des Heeres und — zum ersten Mal seitdem er sich bei seiner umstrittenen Elefantenjagd in Afrika die Hüfte gebrochen hatte — ohne Stock stehend die Parade abnahm, nichts nachzutragen. Er wurde mit freundlichem Beifall empfangen. Das galt nicht für Ministerpräsident Mariano Rajoy, der zum ersten Mal als Regierungschef bei dem Defilé auftrat: Ihm wurde nicht applaudiert, allerdings schallten ihm auch keine Pfiffe entgegen, wie sie sein sozialistischer Vorgänger José Luis Rodríguez Zapatero sieben Jahre lang hatte ertragen müssen.
Katalanische Regierung schickte keinen einzigen Vertreter
Das Motto der Veranstaltung „Wir alle zusammen sind unsere Stärke“ war ein Versuch der Regierung, den katalanischen Unabhängigkeitsbestrebungen patriotisch entgegen zu wirken. Der katalanische Ministerpräsident Mas hatte keinen einzigen Vertreter seiner Region nach Madrid geschickt. Sein Vorgänger José Montilla hatte zuletzt im Jahr 2010 an den Feierlichkeiten in der Hauptstadt nicht teilgenommen. Mas hingegen meldete sich mit einem Interview in der Zeitung „La Vanguardia“. Dort kündigte er an, dass nach den vorgezogenen Wahlen am 25. November in der nächsten Legislaturperiode „so oder so“ eine Volksabstimmung abgehalten werde. Die Frage werde lauten: „Wollen Sie, dass Katalonien ein Staat in der Europäischen Union wird?“ Spanische Verfassungsrechtler versuchen ihm dies auszureden und weisen unter anderem darauf hin, dass die Region Katalonien nicht mit dem Fall Schottlands zu vergleichen sei, weil dieses „400 Jahre lang ein unabhängiges Königreich war und Katalonien nie“.
Unterdessen ging der Disput zwischen Madrid und Barcelona auf anderen Ebenen weiter. Hatten die Cortes am Dienstag mit überwältigender Mehrheit (86 Prozent der Abgeordneten) ein einseitiges Referendum abgelehnt, so konterten die Katalanen am Mittwoch mit einer Umfrage des Centre d‘Estudis d‘Opinió, wonach 74 Prozent der Bevölkerung dafür seien.
Ungeschickte Äußerung
Der spanische Kulturminister Ignacio Wert machte dann den Separatisten noch ein unerwartetes Wahlkampfgeschenk, als er sich im Parlament ungelenk dafür aussprach, „die katalanischen Schüler zu espanolisieren“, womit er eigentlich nur die sprachliche Chancengleichheit meinte und das Recht der Eltern, ihre Kinder nach Wunsch auch auf Spanisch unterrichten zu lassen. Das sei, so schallte es empört zurück, doch purer Franquismus.
Das schwerste Geschütz fuhr indes kurz vor der Parade die stellvertretende Ministerpräsidentin Soraya Sáenz de Santamaría auf, als sie der insolventen Regierung Mas, die am gleichen Tag noch einmal einen zusätzlichen Vorschuss von 400 Millionen Euro von Madrid verlangte, vorwarf, durch ihre sezessionistische Politik die Finanzmärkte zu verschrecken und die Wirtschaftskrise zu verschärfen.