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Somalia : Heftige Kämpfe in Mogadischu

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In den Straßen von Mogadischu: Lebensgefahr, bei dem Versuch, Tote zu bergen

In den Straßen von Mogadischu: Lebensgefahr, bei dem Versuch, Tote zu bergen Bild: AFP

In der somalischen Hauptstadt kommt es weiter zu Gewaltexzessen. In den heftigen Kämpfen mit Aufständischen setzen äthiopische Soldaten Panzer und Hubschrauber ein. Unterdessen wurde vor der Küste ein japanischer Supertanker beschossen, Piraten entführten ein Fischereischiff.

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          Aus Furcht vor neuer Gewalt ist es in der somalischen Hauptstadt Mogadischu am Montag nicht gelungen, die Leichen der während der heftigsten Kämpfen seit Monaten mehr als 50 getöteten Menschen zu bergen.

          In Gefechten zwischen den „Al Shabaab“ genannten Aufständischen und äthiopischen Soldaten sowie Truppen der somalischen Übergangsregierung kamen am Wochenende in Mogadischu nach unterschiedlichen Angaben zwischen 55 und 90 Menschen um. Die meisten sollen Zivilisten sein. Alleine in einer Moschee im Stadtteil Madina wurden am Montag zehn Leichen gefunden. Somalische Piraten entführten unterdessen ein spanisches Fischereischiff und beschossen einen japanischen Tanker. (Siehe auch: Somalia: Piraten überfallen Fischerboot und Tanker)

          Addis Abeba beschuldigt Qatar und Eritrea

          Die Kämpfe hatten nach einem Überfall auf eine Gruppe Soldaten der Übergangsregierung am Samstag begonnen. Die äthiopische Armee setzte Kampfpanzer und -hubschrauber ein. Nach Augenzeugenberichten lagen am Montag immer noch zahlreiche Leichen in den Straßen, die aus Angst vor Heckenschützen nicht geborgen werden konnten.

          In der Hand von Piraten: Der Fischtrawler „Playa de Bakio”
          In der Hand von Piraten: Der Fischtrawler „Playa de Bakio” : Bild: AFP

          Als Konsequenz aus den jüngsten Kämpfen kündigte die äthiopische Regierung am Montag an, ihre diplomatischen Beziehungen zu Qatar abzubrechen, dem sie „fortgesetzte Destabilisierung der Region und Unterstützung terroristischer Gruppen in Somalia“ vorwirft. Bislang hatte Addis Abeba vor allem Eritrea beschuldigt, die Islamisten in Somalia zu finanzieren und zu bewaffnen.

          Verbindungen zu Al Qaida

          Al Shabaab gibt vor, gegen die „äthiopische Besatzung“ Somalias zu kämpfen, nachdem die äthiopische Armee Ende 2006 die islamistische Union der Scharia-Richter aus Mogadischu vertrieben und die Übergangsregierung unter Präsident Abdullahi Yussuf Ahmed eingesetzt hatte.

          Die Gruppe war unlängst von der amerikanischen Regierung als Terrororganisation eingestuft worden, der Verbindungen zu Al Qaida nachgesagt werden. Al Shabaab wird angeblich von Aden Hashi Ayro, angeführt, der zu den Hardlinern der Union der Scharia-Richter zählt. Nach Informationen westlicher Geheimdienste wurde Ayro in den neunziger Jahren in Afghanistan ausgebildet und war anschließend eine Art Quartiermeister für Al Qaida in Somalia.

          Al Shabaab behauptet, sich von der Opposition um den Islamistenführer Scheich Hassan Darweys losgesagt zu haben, weil diese mittlerweile eine säkulare Politik verfolge. Das wird in Mogadischu jedoch bezweifelt, weil Ayro früher die rechte Hand von Darweys war.

          Zudem rekrutiert sich vermutlich nur ein Teil von Al Shabaab tatsächlich aus ausländischen Islamisten. Der größere Teil der Gruppe besteht aus Kämpfern des in Mogadischu dominierenden Hawiye-Clans, dem es weniger um Religion als ums Geschäft geht. Die Hawiye verlangen zwar auch den Rückzug der Äthiopier. Wichtiger ist ihnen der Sturz des Präsidenten der Übergangsregierung, Abdullahi Yussuf Ahmed, weil der zum rivalisierenden Clan der Darood gehört, der den Hawiye die Kontrolle über Mogadischu streitig machen könnte.

          Anzeichen für eine Annäherung

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