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MiG-29 aus der Slowakei : Erstmals will ein NATO-Mitglied der Ukraine Kampfflugzeuge überlassen

Ein slowakisches Kampfflugzeug MiG-29 im August in Malacky Bild: Picture Alliance

Im Frühjahr erschien der NATO die Lieferung von Kampfflugzeugen an die Ukraine noch zu gefährlich. Nun will die Slowakei bald MiG-29 liefern.

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          Die Slowakei will der Ukraine Kampfflugzeuge des Typs MiG-29 liefern. Das sagte der slowakische Außenminister Rastislav Kacer der ukrainischen Nachrichtenagentur Interfax-Ukraina in einem am Montag veröffentlichten Interview. Während seines Treffens mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Donnerstag voriger Woche in Kiew habe es ein gutes Gespräch darüber gegeben, wie die Lieferung vonstatten gehen solle.

          Reinhard Veser
          Redakteur in der Politik.

          In den kommenden Wochen werde eine ukrainische Delegation in die Slowakei reisen, um zusammen mit Slowaken und Amerikanern an der Verwirklichung der Lieferung zu arbeiten. „Ich bin optimistisch, dass die Flugzeuge bald in der Ukraine erscheinen werden“, sagte Kacer. Nach Angaben Kacers hat die slowakische Regierung vorige Woche zudem die Lieferung von Raketen an die Ukraine für die Bewaffnung von MiG-29 beschlossen.

          Die Slowakei wäre das erste NATO-Mitglied, von dem die Ukraine Kampfflugzeuge erhält. Mitte April hat der slowakische Ministerpräsident Eduard Heger erstmals die Bereitschaft bekundet, der Ukraine die zwölf MiG-29 der slowakischen Luftwaffe zu überlassen. Anfang Juli wiederholte er diese Bereitschaft, allerdings ohne Details zu nennen. Mitte August trat der slowakische Verteidigungsminister Jaroslav Nad dann Gerüchten entgegen, die MiG-29 seien schon in der Ukraine. Die Slowakei sei in Gesprächen mit den Verbündeten, was mit den Flugzeugen geschehen solle, wenn sie wie planmäßig außer Dienst gestellt würden, sagte er damals; eine Entscheidung sei noch nicht gefallen.

          Slowakei wartet auf amerikanische F-16

          Die Slowakei hatte seit langem vor, die mehr als dreißig Jahre alten Kampfflugzeuge sowjetischer Bauart in diesem Sommer durch amerikanische F-16 zu ersetzen. Allerdings verzögert sich die Lieferung der amerikanischen Flugzeuge um voraussichtlich zwei Jahre. Bis zu ihrer 2024 erwarteten Ankunft übernehmen Polen und die Tschechische Republik die Verteidigung des slowakischen Luftraums; entsprechende Vereinbarungen wurden im April mit Warschau und im Juli mit Prag getroffen.

          Mitte März war in der NATO eine Lieferung von MiG-29 aus Beständen der polnischen Luftwaffe an die Ukraine noch auf Widerstand gestoßen. Damals erachteten die meisten Mitglieder des Bündnisses, allen voran die Vereinigten Staaten, das Risiko als zu hoch, dass Russland in der Lieferung vom Kampfflugzeugen eine Eskalation des Konflikts durch den Westen ansehen könne.

          Seither haben die NATO-Staaten der Ukraine allerdings verschiedene Waffensysteme geliefert, die im März noch als Tabu galten. Darunter sind Kampfpanzer des sowjetischen Typs T-72 aus Beständen der polnischen und der slowakischen Streitkräfte, hochmoderne Haubitzen, Mehrfachraketenwerfer vom Typ HIMARS, die für die ukrainische Operation zur Befreiung von Cherson eine entscheidende Rolle gespielt haben, und Luftabwehrsysteme wie das sowjetische S-300, das die Ukraine aus der Slowakei erhalten hat, und das neue deutsche System IRIS-T.

          Reparaturzentrum in Slowakei eröffnet

          Mutmaßlich hat die Ukraine aus westlichen Beständen auch Ersatzteile für ihre eigenen MiG-29-Flugzeuge erhalten. Zudem gab es im Herbst Berichte darüber, dass die ukrainischen MiG-29 mit westlicher Hilfe so umgebaut worden seien, dass sie mit modernen Luft-Boden-Raketen zur Bekämpfung von Radarstationen des Typs AGM-88 Harm ausgestattet werden können.

          Die Bedeutung der Slowakei für die Verteidigung der Ukraine wurde am Montag auch durch die Eröffnung eines Reparaturzentrums des deutschen Rüstungsunternehmens Kraus-Maffei Wegmann in der Stadt Michalovce nahe der Grenze zur Ukraine deutlich. Damit fallen künftig weite Transportwege weg, wenn die an die Ukraine gelieferte Ausrüstung gewartet oder repariert werden muss.

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