Sieg der Schiiten : Hizbullah-Lager gewinnt Parlamentswahl im Libanon
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Hizbullah-Unterstützer halten bei einer Kundgebung im April in Beirut ein Banner mit dem Bild von Hizbullah-Führer Nasrallah hoch. Bild: dpa
Die von Iran unterstützte radikalislamische Hizbullah und ihre Verbündeten haben nach offiziellen Ergebnissen die Parlamentswahl im Libanon gewonnen. Regierungschef bleibt aber voraussichtlich der Sunnit Saad al-Harir.
Die vom Iran unterstützte radikalislamische Hizbullah-Miliz und ihre Verbündeten haben nach offiziellen Ergebnissen die erste Parlamentswahl im Libanon seit neun Jahren gewonnen. Regierungschef des von Spannungen zwischen den Religionsgruppen zerrissenen Landes bleibt aber voraussichtlich der vom Westen gestützte Saad al-Hariri, da laut Wahlrecht stets ein Sunnit Ministerpräsident sein muss. Seine Zukunftsbewegung verliert allerdings rund ein Drittel ihrer Sitze und kommt im neuen Parlament auf 21 Mandate. Die von den Vereinigten Staaten als Terrororganisation eingestufte schiitische Hizbullah und ihre Verbündeten sicherten sich nach Auszählung fast aller Stimmen mindestens 65 der insgesamt 128 Sitze. Dabei bleibt die Mandatszahl der Hizbullah fast unverändert, ihre Bündnispartner legen aber zu.
Hizbullah-Anführer Sajjed Nasrallah sprach am Montag von einem „politischen und moralischen Sieg“ für die einst als Widerstandsbewegung gegen Israel gegründete Gruppe. Israel und die Hizbullah lieferten sich 2006 einen Krieg, aus dem sich die libanesische Armee heraushielt. Israel hat zuletzt verstärkt davor gewarnt, dass der Iran seinen Einfluss in der Region ausweite. Das Ergebnis der Wahl vom Sonntag dürfte es auch die Beziehungen zwischen dem Westen und dem Libanon auf die Probe stellen.
Das an Syrien und Israel grenzende Mittelmeerland erhält von der Regierung in Washington Militärhilfe und weitere internationale Unterstützung, weil es eine Million syrische Bürgerkriegsflüchtlinge aufgenommen hat. Die schwer bewaffnete Hizbullah unterstützt im Syrienkrieg die Regierung von Präsident Baschar al-Assad.
Der Libanon gilt wegen seiner Mischung von Volksgruppen und Religionen, der Einflussnahme ausländischer Staaten und der großen Zahl von Flüchtlingen als instabil. Die obersten Ämter sind an Religionszugehörigkeiten gebunden: Der Präsident muss maronitischer Christ sein, der Ministerpräsident ein Sunnit und der Parlamentspräsident ein Schiit. Die Parlamentssitze sind ebenfalls auf die religiösen Gemeinschaften aufgeteilt.